- Kinder und Jugendliche impfen – die ewige Diskussion, das Für und Wider, das Hin und das Her
- Wie Corona die Arbeitswelt auch noch lange nach der Pandemie beeinflussen wird
- Wasserstoff – überhyped, gefährliches Halbwissen
- Die ewige Jagd nach dem „Laborunfall“ – warum das Gerücht nicht tot zu kriegen ist
- Personal: Disskusionskultur in Zeiten des Postfaktischen
1. Kinder und Jugendliche impfen – ie ewige Diskussion, das Für und Wider, das Hin und das Her
Die EMA empfiehlt die Impfung von Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren, Israel geht sogar schon einen Schritt weiter und impft sogar Kinder UNTER 12 Jahren, etliche Mediziner beharren darauf, dass die Impfung von Kindern sicher sei – und selbst der Hersteller betont, dass Kinder den Impfstoff problemlos vertragen. Nur die Stiko in Deutschland stemmt sich dagegen, hegt Zweifel. Warum ist das ganze so chaotisch und uneinheitlich?
Erst am Wochenende kam dazu wieder im Radio, dass „die Spaltung befürchtet“ wird, wenn denn jetzt Kinder ebenfalls den Impfstoff bekämen. Schließlich seien die „Alten“ noch nicht vollständig geimpft – und die Verläufe seien bei denen viel schwerwiegender. Das dies eine blanke Lüge ist, die jedem Mediziner die Haare zu Berge stehen lässt, sei mal dahingestellt, jedoch will ich diese These gar nicht erst aufgreifen, sondern lieber eine Gegenfrage stellen: Was ist schlimmer – ein 80jähriger, der einen schweren Verlauf hat, diesen überlebt und daher den „Rest seines Lebens“ mit Einschränkungen leben muss, oder wenn ein 15jähriger erkrankt, einen schweren Verlauf erleidet und daher für den Rest seines Lebens, nachdem er die Infektion überstanden hat, quasi arbeitsunfähig ist, für den Rest seines Lebens mit schweren Einschränkungen leben muss?
Ja, ich weiß, dass diese Frage pietätlos ist, aber der Gedanke zeigt das Dilemma, das die Priorisierung auf Krampf in Wirklichkeit bedeutet. Ich will aber die Möglichkeit ergreifen und noch etwas einfacheres als Argument Pro-Impfung für Kinder und „Alle, die wollen“ anführen: Die Herdenimmunität.
Wie sich durch Studien und Analysen aus Italien, Spanien, Großbritannien und eben auch Israel gezeigt hat, verhindern die Impfstoffe nicht nur einen schweren Verlauf, machen eine Erkrankung fast unmöglich und schließen den Tod durch Corona nahezu aus, sie führen auch zu einer „Sterilisierung“ im Körper – ein vollständig geimpfter kann somit das Virus nicht mehr weitertragen, ist also kein Infektionsvektor mehr. GENAU SO funktioniert Herdenimmunität: Nämlich, indem das Virus keine Möglichkeit mehr hat, sich weiter zu verbreiten. Und da Kinder – das zeigt die in der letzten Woche endlich veröffentlichte Studie von u.a. Herrn Dr. Drosten im Magazin Science – mindestens genau so infektiös sind, wie Erwachsene, wäre der Vektor, den wir dabei beseitigen, nicht unerheblich.
Was ich persönlich annehme – und mit dieser Annahme stehe ich, wenn ich meine Freunde und etliche andere Leute in meiner Altersgruppe ansehe, beileibe nicht allein da – bezüglich der WAHREN Hintergründe für die Priorisierung, ist eben die Wahl in Deutschland im September und die Altersgruppe, die von den kritisierenden Parteien, die sich bezüglich Impfung von Kindern kritisch äußern. Denn eben jene Altersgruppen, die im September nicht nur vollständig geimpft sein werden, sondern eventuell gar schon ihre Auffrischungen erhalten, sind GENAU DIE Altersgruppen, die primär die aktuellen Regierungsparteien wählen. Das „Jungvolk“ dagegen ist für diese Parteien per se uninteressant und dient scheinbar nur dazu, die Renten der Alten zu finanzieren. Von daher kann man nur hoffen, dass auch die älteren Menschen diese Benachteiligung der jüngeren Generationen sehen und ebenso mies finden, die verantwortlichen Parteien genau dafür abstrafen, statt sich auf Kosten der Jugend beim Kaffeeklatsch eben genau darüber zu freuen, während besagte Jugend immer noch mit Einschränkungen lebt und sich solidarisch zeigt.
2. Wie Corona die Arbeitswelt auch noch lange nach der Pandemie beeinflussen wird
Noch 2019 war die Welt in Ordnung für viele Unternehmen: Büroflächen waren rar, die Menschen wurden in Großraumbüros gequetscht, saßen im „Cubicle“, dicht an dicht und hatten teilweise weniger Platz, als man einem Hund im Zwinger zumuten würde. Auch in den Bahnen drängte man sich dicht an dicht, pendelte morgens und abends ewig weite Strecken auf dem Weg ins Büro oder nach Hause. Home-Office oder gar Telearbeit gab es nur für einen verschwindend geringen Anteil an Personen, war stellenweise verpönt und ganz selbstverständlich flogen die Jet-Setter zweimal am Tag hin und her durch Deutschland, um ihre Geschäftstermine wahrnehmen zu können. Im Supermarkt, beim Bäcker, überall galt „Nur Bares ist Wahres“, die Zahlung mit EC-Karte war ungern gesehen, Kreditkarten oder gar die Zahlung mit dem Smartphone nur für Hipster mit einem kruden Spleen fürs „Anders-Sein“.
DANN kam Corona – und wir alle sollten auf einmal Abstände einhalten. Büros, die vorher schon viel zu eng waren, deren schlechte Durchlüftung die Menschen krank gemacht hatte, wurden nun tatsächlich als das erkannt, was sie sind und immer waren: Bazillenschleudern und Orte, die man bestenfalls in Büchern zu modernen Foltermethoden finden sollte. Weite Pendelwege brachen in sich zusammen – stattdessen wurde von daheim gearbeitet, wurden Internetleitungen weiter ausgebaut, gab es einen Boom für Telepräsenzsoftware, Meeting-Systeme und Telefon- sowie Videokonferenzen. Aus der fixen 9-to-5-Arbeitszeit wurden flexible Arbeitszeiten, die die Arbeitnehmer über die gesamte Woche verteilen konnten. Und siehe da: Die Arbeit wurde dennoch erledigt, teilweise sogar in besserer Qualität, wenn die Infrastruktur einmal stand und die Leute sich an die neuen Umstände gewöhnt hatten.
Auch beim Bäcker, im Supermarkt und sogar am Parkautomaten fand das bargeldlose Bezahlen Einzug. Statt vorher minutenlang im Portemonnaie die Cents einzeln rauszusuchen, zu überreichen, sie nochmal nachzählen zu lassen und dann ENDLICH seine Brötchen in Empfang nehmen zu können, reicht nun ein simpler Streich mit der funkenden Kreditkarte, dem Smartphone oder gar der Smartwatch und schon ist die Transaktion erledigt.
Es ist, wie es in der Geschichte der Menschen schon immer war: Veränderungen kommen niemals, wenn alles „läuft“. Es braucht immer einen „Disruptor“ – etwas, das den Status Quo schlagartig erschüttert – um Veränderungen herbeizuführen, die Menschen in Bewegung zu bringen und Weiterentwicklungen zu ermöglichen. Hoffen wir, dass wir daraus lernen und beim nächsten Mal vielleicht nicht erst die schwerste aller Hürden direkt mit dem Brustbein treffen müssen, damit sich etwas zu bewegen beginnt. Jedoch, so fürchte ich, ist das eben die typische, menschliche Mentalität: Ohne einen Schockmoment passiert nichts.
3. Wasserstoff – überhyped, gefährliches Halbwissen
Deutschland muss weg von fossilen Brennstoffen. Weg von der Kohle, weg vom Öl und idealerweise eher heute als morgen weg vom Erdgas. Das ist Konsens, das hat sich mittlerweile auch in den Köpfen der starrsinnigsten Politiker festgesetzt. Allerdings – und das ist überaus ärgerlich – hat sich stattdessen eine andere Blase nun schon seit Jahrzehnten in deren Köpfen festgesetzt: Wasserstoff.
Etliche Menschen fantasieren vom „viel besseren“ Wasserstoffauto, statt dem „ekligen, umweltschädlichen Elektroauto“ (das ein Wasserstoffauto ebenfalls ein Elektrofahrzeug ist…naja…Details), Wasserstoff soll als Energiespeicher dienen, soll die Kohle in der Stahl- und Aluminiumindustrie ablösen, soll Flugzeuge fliegen lassen, Schiffe fahren und Züge von A nach B kommen lassen. Darüber hinaus wird stets betont: Es muss GRÜNER Wasserstoff sein, der zu 100% sauber hergestellt wurde.
Spätestens hier will ich einmal kurz auf die Bremse treten und einen kleinen Realitätscheck machen, denn das, was derzeit bereits an den 19 (!) Wasserstofftankstellen in Deutschland vertankt wird, ist mitnichten der „saubere“ Wasserstoff, den sich irgendwelche Politiker herbeifantasieren, sondern fossiler Wasserstoff, der mittels Dampfreformierung aus Erdgas gewonnen wird (Fun Fact: Bei der Dampfreformierung entsteht neben Wasserstoff noch REICHLICH CO2 als „Abfallprodukt“). Dieser Wasserstoff ist somit also wirklich SEHR schmutzig und hat mit „grün“ so viel zu tun, wie die grüne Plastikverpackung um den Apfel.
Wer jetzt noch einschränken will „Ja, dann bauen wir halt viele, große Anlagen, um Wasserstoff in ausreichender Menge via Elektrolyse aus Wasser herzustellen und nehmen dafür dann Wind- und Sonnenstrom“, dem will ich noch einen weiteren Reality-Check verpassen:
Um 1 Kilo Wasserstoff herzustellen, benötigt es im BEST CASE eine Energiemenge von rund 50 Kilowattstunden Strom. Dieses eine Kilo Wasserstoff wiederum genügt, um ein Fahrzeug rund 80 Kilometer weit fahren zu lassen, entspricht also dem Energiegehalt von rund 7 Litern Dieselkraftstoff.
Mit den SELBEN 50 Kilowattstunden Strom könnte man ein Elektrofahrzeug, das die Energie in einer Batterie speichert und den Strom DIREKT nutzt, rund 300-400 Kilometer weit fahren lassen. Man sieht: Der Energieaufwand für Wasserstoff ist, im Vergleich zur DIREKTEN Nutzung von Strom, etwa um den Faktor 4-5 höher. KEIN GESUNDER MENSCH käme auf die Idee, eine derart ineffiziente Lösung als „Zukunft“ zu bezeichnen.
Und dennoch wird es immer weiter verfolgt. Der einzige Grund: Lobbyinteressen, denn – wie oben beschrieben – Wasserstoff wird derzeit primär aus Erdgas hergestellt. Erdgas wiederum wird von großen Firmen mit viel Aufwand und entsprechend viel Lobbyarbeit in den Markt gedrückt. Sei es nun russisches Gas durch Nord Stream 2, eher zweifelhaftes Gas aus Südosteuropa oder das aus Fracking gewonnene Schiefergesteingas aus den USA, die Zahl der Lobbyisten, die ein SEHR großes Interesse daran haben, dass der Markt auch weiterhin IHR Gas abnimmt und sie im Geschäft bleiben, ist groß. Mit Umwelt, einem ECHTEN Wandel oder neuen Technologien hat das alles also gar nichts zu tun. Es dient nur dazu, den Status Quo weiter zu zementieren.
4. Die ewige Jagd nach dem „Laborunfall“ – warum das Gerücht nicht tot zu kriegen ist
2020 kam es als Gerücht auf, stürzte sich der orangene Trottel mit Tüll auf der Rübe darauf und beschuldigte daher weiter China, an der ganzen Situation Schuld gewesen zu sein und alles vertuschen zu wollen. Die WHO analysierte die Anschuldigungen und kam schnell zu dem Schluss, dass es eben Unsinn sei und das Virus sehr wohl auf „natürlichem Wege“ entstanden sein muss. Trotzdem hält sich das Gerücht weiter – schließlich hat sich China eh nicht mit Ruhm bekleckert.
Jetzt kommen erneut Anschuldigungen. Allerdings nicht etwa von Leuten, die Ahnung von dem Thema haben, die in der Forschung, der Ermittlung und dem ganzen Thema vertraut sind, sondern von emeritierten Ex-Forschern, von fachgebietsfremden Leuten, von Verschwörungstheoretikern und schließlich noch besonders heftig aus der Politik.
Die Frage ist natürlich, warum das immer wieder aufkommt – und die Antwort hat genau GAR NICHTS mit China oder dem Virus selbst zu tun, sondern nur mit jenen, die diese Anschuldigungen aussprechen: Die Suche nach einem „Verantwortlichen“.
Es ist typisch menschlich, dass wir uns mit Dingen, die „passieren“, nicht einfach abfinden können. War in grauer Vorzeit etwa „Gott“ dafür verantwortlich, wenn ein Blitz den Baum traf und einen Ast abtrennte, wurde im Mittelalter daraus ein Omen, dass man den Herrn verärgert haben muss und es ganz sicher an der bösen Dorfhexe gelegen hat, die man sogleich auf dem Scheiterhaufen verbrennen sollte. Und wenn man sich in den neuen Schuhen Blasen läuft, ist es gewiss nicht die eigene Sturheit, falsches Schuhwerk getragen zu haben oder – etwa aus Eitelkeit – die falsche Schuhgröße gewählt zu haben, sondern selbstverständlich der Hersteller dieser Drecks-Schuhe, der Weg, das Wetter, die Gene, die eigene Mutter oder dieser dämliche Freund, der einen so gehetzt hat, dass man nun leiden muss.
Wie auch immer die Situation auch sei – es wird stets nach einem Sündenbock gesucht, auf den man die Schuld lasten kann. Die aktuelle Pandemie hat die Länder viel Geld gekostet, etliche dieser Experten waren vielleicht in Gremien zur Beratung und Pandemie-Vorsorge, haben in der Vergangenheit Versäumnisse begangen – doch anstatt die Schuld direkt bei sich zu suchen, ist es leichter, sich einen Sündenbock herauszupicken, der „eh im Rampenlicht“ steht und sowieso „Dreck am Stecken“ hat.
5. Personal: Disskusionskultur in Zeiten des Postfaktischen
Im Rahmen unseres Stammtisches kam eine Diskussion auf, deren groben Inhalt und Schlussfolgerung mich durchaus umfassend beschäftigt, weil ich eben vieles davon selbst erlebt habe: Wie bekommt man Menschen, die sich bereits aus dem logischen Konsens verabschiedet haben, wieder zurück an den Tisch?
Wer Beispiele für jene Menschen, die sich aus dem „logischen Konsens verabschiedet haben“ wissen will: Flacherdler, Mondlandungs-Leugner, Chemtrail-Anhänger, Impfverweigerer, Covidioten – alle haben sie genau eines gemein: Sie sind blind für Fakten, werden im Gegenteil sogar sauer und persönlich, wenn man ihnen Fakten unter die Nase hält, leben in ihrer Bubble, entfremden sich so immer weiter von ihren Freunden, ihrer Familie. Einzig die „Ja-Sager“ und Anhänger der eigenen These sind noch in ihrem Umfeld, verstärken so die Verzerrung der Realität. Und je mehr sie sich aus der normalen Gesellschaft herausziehen, umso mehr radikalisieren sie sich.
Wie geht man mit Menschen um, die so weit „weg“ sind, dass man nicht mehr mit ihnen sprechen kann, die einem nicht mehr zuhören, die einen eventuell nur noch angreifen, weil man „immer nur widerspricht“ und die einem das Wort im Mund herumdrehen, notfalls die eigene Wahrnehmung verzerren, damit sie weiter in ihrer Welt leben können?
In unserer Diskussion haben wir als Ultima-Ration sogar eine Zwangseinweisung, eine Entmündigung derjenigen diskutiert, da diese ab einem bestimmten Punkt nicht mehr nur sich selbst, sondern sogar andere Menschen gefährden, sie mit hinab in einen Strudel reißen. Ich habe hier angemerkt, dass die Latte für so etwas EXTREM hoch liegen muss, da es eben wirklich der härtestmögliche Eingriff in die Freiheit eines Menschen darstellt und damit so ziemlich alles bestätigen würde, was die Schwurbler immer wieder behaupten. Einen wirklichen, echten Konsens jedoch, wann, wie und unter welchen Umständen wir so etwas als „richtig“ empfinden würden, haben wir nicht gefunden. Wie auch – waren wir doch nur wenige, während viele brillante Köpfe genau dieses Thema schon seit Jahren und Jahrzehnten diskutieren, unzählige, wissenschaftliche Werke und Analysen dazu existieren, ohne jemals eine simple, eindeutige Lösung zu liefern.
Fakt ist lediglich, dass der Umstand, solche Menschen in seinem Umfeld zu haben, für jeden Beteiligten belastend ist – und bei „Beteiligte“ zähle ich hier den Schwurbler bewusst mit. Denn ja, auch für diesen ist die Situation belastend. Doch – und das ist meine Sicht der Dinge – ist genau dieser Schwurbler gleichzeitig der EINZIGE, der in der Lage wäre, die Situation aufzulösen. Aber – und das musste ich mir an diesem Abend mehrfach anhören: In meiner Sicht der Dinge, dem Schwurbler die Verantwortung und die Wahl, genau das zu tun und die Freiheit zu lassen, baue ich auf die Hoffnung, dass dieser noch rational sei. Ängste aber, die den Schwurbler offensichtlich treiben, sind nicht rational. Und ja, mir fällt es offenkundig schwer, mit irrational agierenden Menschen umzugehen. Denn ich gestehe auch diesen ihre Freiheit und Unabhängigkeit zu, so lange diese andere damit nicht gefährden.