
Eine Halle voller Spiegel, deren Gläser zerbrochen sind und die nur noch aus Scherben bestehen. Scherben, die lediglich noch ein Zerrbild dessen zeigen, was vor ihnen steht, was einmal war und was ist. Das ist, was man auf diesem Bild sieht. Und auch eine Gestalt in Kutte, die dem Betrachter im ersten Moment unbekannt erscheint, deren Bedeutung aber durch die Geschichte und die Hintergründe des Charakters sehr schnell offenbar wird.
Wie man sich vielleicht denken kann, ist der Ort, der hier dargestellt wird, kein realer Ort, sondern viel mehr ein Blick in den Kopf, die Gedankenwelt eines meiner ältesten Charaktere – nämlich Sophos, seines Zeichens ein nicht-menschlicher Sari vom Planeten Parsonis, der den Großteil seines Lebens auf der Erde verbracht hat. Und in eben seiner Gedankenwelt, seinem Traum (wenngleich das auch mehr Vision, als Traum sein dürfte) befinden wir uns hier – der Repräsentation seiner Wirklichkeit.
Die Spiegel stehen für die Erinnerungen. Jeder reflektiert die Geschehnisse im Leben meines Hauptcharakters, ist Teil seiner Geschichte. Durch die Ereignisse am Anfang des Romans „Verlorenes Selbst“ hat er, ebenso wie die meisten, mit denen er interagiert, sein Gedächtnis verloren. Besser noch: Die Erinnerungen an das, was sie erlebt haben, was sie sind, bei einigen sogar ihre Namen, wurden ihnen geraubt. Allerdings sind die Erinnerungen nicht einfach verloren – sie sind ebenso, wie die Spiegel auf diesem Bild hier, zerbrochen, liegen in Trümmern in ihren Köpfen. Der Weg zurück, die Erinnerungen wiederherzustellen, führt nun entweder über das Nacherleben und somit Rekonstruieren der Erinnerungen (etwas, was in der Welt, in der diese Charaktere leben, schmerzlich schwer bis unmöglich sein dürfte) oder über einen Token, von denen er einen in seiner rechten Hand hält. Diese einfach als „Scherbe“ bezeichneten Token tragen die Energie in sich, EINEN dieser Spiegel, EINE Erinnerung also, wieder zusammen zu setzen und so den Blick zurück zu ermöglichen. Welche jedoch, bleibt dem Benutzer dieser Scherbe bis zu jenem Moment, an dem er sie einsetzt, verborgen.
Nicht wenige schrecken daher davor zurück – insbesondere, wenn sie sich bereits ein „neues Leben“ mit neuen Erinnerungen aufgebaut haben. Schließlich könnten die Erinnerungen auch an Zeiten zurückerinnern, in denen man gemordet hat, im Gefängnis saß, einen geliebten Gefährten verloren hat, Erinnerungen an Betrug oder andere, schmerzliche Dinge, die man kein zweites Mal erleben möchte, für deren Verlust man höchst dankbar ist.
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