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Maya Raji

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„Dumme Menschen machen dumme Sachen“ – so lautet ein Sprichwort.

Richtiger wäre eher: „Dumme Menschen machen dumme Sachen, weil sie nicht wissen, dass das, was sie machen, dumm ist“. Kluge Menschen dagegen machen hin und wieder dumme Sachen, WEIL sie WISSEN, dass es DUMM ist und es von anderen als dumm wahrgenommen wird – sie so unterschätzt werden.

Genau letzteren Satz hat sich Maya während ihrer Erschaffung selbst zusammengereimt und verinnerlicht. EIGENTLICH sollte die Jaguar-Humanoide nämlich nur EIN WENIG klüger werden als der Durchschnitts-Jaguar, damit sie als Spionin für den chinesischen Geheimdienst eingesetzt werden könne. Aus dem „ein wenig“ klüger als ein Durchschnitts-Jaguar wurde allerdings, aufgrund eines Fehlers bei der Einstellung der notwendigen Gene ein „klüger als der Durchschnitts-Mensch“ – und damit eine ERHEBLICHE Steigerung gegenüber dem, was eigentlich vorgesehen gewesen wäre. So hinreichend intelligent merkte sie schnell, was man mit ihr vor hatte – und ihr war auch klar, dass sie dieses Spielchen nicht mitspielen wollen würde. Also stellte sie sich bei den ersten Bewertungen so dumm, wie sich eine Humanoide nur stellen konnte. Im Gegenzug erhielt sie spezielle Injektionen und Behandlungen, um ihren offenbar unterdurchschnittlich entwickelten Intellekt doch noch auf ein normales Niveau zu heben. Das wiederum bewirkte einen ENORMEN Schub in der Entwicklung ihres Gehirns und ihrer Intelligenz, die Nebenwirkungen dieser höchst experimentellen Behandlung dagegen sollte sie später noch zu spüren bekommen.

Dank der überaus stark ausgebildeten Intelligenz gelang es ihr, die Codeschlösser ihres Zuchttanks und der übrigen Sicherheitsschleusen auf dem Weg nach draußen zu knacken, floh sie unentdeckt aus der Anlage in das nächste Dorf und tauchte dort unter. Zwar begann eine groß angelegte Suche nach ihr, aber sie entzog sich dieser, indem sie in eine der für den Export gedachten Kisten kletterte und entkam so via Luftpost in Richtung Deutschland. Noch auf dem Flug brachte sie sich selbst das Lesen und Schreiben bei, kletterte, als sie in Frankfurt gelandet war, aus ihrer Transportkiste, zog die Kleidung zurecht und stapfte mit ihren äquivalenten sieben Jahren schnurstracks zur Flughafenpolizei, um dort formell Asyl in Deutschland zu erbitten.

Zwar hatte sie als Humanoide keine offiziellen Rechte in Deutschland, ihr gelang jedoch ein kleiner, juristischer Kniff, indem sie ihr Alter und die Schulpflicht miteinander verband – und sie so auf eine Grundschule geschickt wurde. Die niedrigen Erwartungen – sie war schließlich immer noch eine Humanoide – überbot sie spielend, schloss die Grundschule binnen eines Jahres ab, wechselte mit nicht einmal neun Jahren auf ein Gymnasium, wo sie nach weiteren vier Jahren ihr Abitur machte. Da sie keine Universität aufnehmen konnte (oder eher wollte), wählte sie die nächst bessere Alternative: Sie ging zur Bundeswehr, erledigte dort ihren Grundwehrdienst und machte im Anschluss zur Offizierslaufbahn noch ein Medizinstudium, wurde zum Oberstabsarzt, ehe sie mit nicht einmal 21 Jahren an das Bundeswehrkrankenhaus in Berlin wechselte.

Mehr aus Langeweile fügte sie an ihre Ausbildung und ihr Medizinstudium, das sie mit einem Doktortitel beendete, noch ein weiteres Studium der technischen Informatik mit Spezialisierung auf künstliche Intelligenz und eine Ausbildung hinzu, übernahm sie an dem Krankenhaus als erste Humanoide überhaupt schnell die Leitung der Ambulanz – sehr zum Missfallen ihrer menschlichen Kollegen. Doch die Klinikleitung hatte keine andere Wahl, als ihr diese Position zu geben. Erstens war sie als Humanoide für den Posten ERHEBLICH billiger (auch wenn das nicht viel hieß – der Posten ist einer der Bestbezahltesten, die ein Humanoide überhaupt ergattern kann) und zweitens war ihre Qualifikation DERART jenseits von allem, was ihre Konkurrenten zu bieten hatten.

Ihre enorme Intelligenz (laut Intelligenztest liegt ihr IQ bei 265) und ihr kalter, aber stets auf den Punkt treffender Charme erkauft sie sich jedoch durch viele Allergien und Unverträglichkeiten. Kaffee oder Koffein allgemein, Milch und Milchprodukte, sogar Fleisch bereiten ihrem Körper herbe Probleme. Zudem sind die weiblichen Attribute an ihrem Körper nur wenig stark ausgeprägt. Gerade Letzteres stört sie überraschend stark, obwohl sie gegenüber anderen stets betont, nichts auf Kleidung zu geben. Ihr Kleiderschrank dagegen wird ihr hier höflichst widersprechen.

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