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Ihre weitere Entwicklung…

Charaktere entwickeln sich weiter – und Samira bildet da keine Ausnahme. Glücklicherweise hat ihre Charakterentwicklung ein paar positivere Konnotationen.

Nachdem sie gute 5 Jahre in „Ausbildung“ in der Werkstatt bei Koblenz zugebracht hat, hier aber keinen einzigen Tag Berufsschule erleben konnte (was aufgrund ihrer Unfähigkeit, zu lesen oder gar zu schreiben, wohl eh nichts gebracht hätte), wird sie relativ zufällig von jenem Mann, der schon ihrem Chef die Werkstatt besorgt bzw. bei deren Finanzierung geholfen hat, entdeckt. Das sein kleiner, italienischer Freund die Humanoide so ausnutzt, verärgert ihn hierbei derart, dass er kurzerhand die Gelder, die eigentlich für diesen bestimmt waren, etwas umverteilt und Samira so den Besuch an einer Privatschule organisiert.

Eine andere Humanoide – Yuki Takadanobaba um genau zu sein – wird ihre Lehrerin und unterrichtet die schüchterne, verängstigte Humanoide. Das Ultimatum, der neuen Humanoiden binnen 3 Monaten zumindest die Grundzüge im Lesen und Schreiben beizubringen, damit diese in eine reguläre Klasse versetzt werden kann, unterbietet sie zu ihrer eigenen Überraschung um fast die Hälfte. Grund hierfür ist, wie sie bald darauf herausfindet, dass Samira über ein eidetisches Gedächtnis verfügt, dank dem sie ihren Lebensalltag bisher relativ leicht bestreiten konnte – und es ist auch eben dieses Gedächtnis, das sie die Gräueltaten, die sie in der Vergangenheit erleben musste, immer wieder und ständig vor Augen führt.

Zwar erreicht Samira binnen weniger Wochen das angeforderte Bildungsniveau, ihre Panik vor Menschen, die auch bei Schul- und Klassenkameraden keinen Halt macht, würde eine normale Eingliederung in den alltäglichen Unterricht aber behindern, was Yuki dazu veranlasst, den Angstzuständen von Samira mit harter, aber überaus wirksamer Konfrontationstherapie zu begegnen. Sie organisiert kurzerhand einen Tagesausflug zu den nahen Burgruinen, bei denen ihr menschlicher Kollege Michael den Unterricht übernehmen soll, während sie sich selbst nur Stunden vor dem Ausflug leider entschuldigen lässt. Im Vorfeld jedoch gibt sie ihm detaillierte Anweisungen, was er zu tun habe und was zu beachten sei, reicht ihm noch eine Tasche mit „notwendigen und hilfreichen Utensilien“, verschweigt dabei aber bewusst ein paar entscheidende Details.

Dem Rat von Yuki folgend führt Michael die ängstlich wirkende Humanoide den gut 15 Kilometer langen, nur mäßig befestigten Weg an allen Ruinen, Türmen, ehemaligen Schlachtfeldern und Gehöften vorbei, erklimmt mit ihr sanfte Erhebungen und einige steile Anstiege. Samira indes folgt ihm mit etwas Abstand, die Furcht vor dem männlichen Menschen sie einerseits auf Abstand haltend, aber der Umstand, in einer völlig menschenleeren Ecke, die sie nicht kennt und aufgrund ihrer schlechten Augen auch kaum sehen kann, doch nah genug, um ihn nicht zu verlieren, folgt ihm schneller, als ihr Körper eigentlich will, länger, als sie eigentlich dazu in der Lage wäre, während die Schmerzen in ihrem rechten Bein immer schlimmer werden, bis sie schließlich zusammenbricht. Erst hierdurch erfährt Michael von Samiras Problemen mit ihrem rechten Fuß, findet in der von Yuki gepackten Tasche tatsächlich Utensilien, um Samiras Bein zu versorgen. Doch trotz weiteren Bandagen und Schmerzmitteln stellen beide fest, dass Samira nicht mehr ohne Hilfe laufen kann, sich für die letzten Kilometer zwangsweise auf ihn stützen muss.

Der Menschenmann, der sich so liebevoll und vorsichtig um sie kümmert, der sie stützt, sich in der Folge im Café so lautstark für sie einsetzt, sie zurück ins Internat begleitet und auch die folgenden Tage stets nach ihr fragt, sie schließlich gar ins Krankenhaus fährt und dort versorgen lässt, bewirkt in ihrem Verstand tatsächlich eine kleine, winzig kleine Änderung: Die pauschale, panische Angst vor Menschen und insbesondere vor Männern scheint ein wenig zu bröckeln. Allerdings zeigt sich auch, dass die Verletzung, die sie sich im Wald zugezogen hat, wesentlich schwerwiegender war, als Yuki es sich vorgestellt hatte. Denn wohl zum ersten Mal in ihrem Leben war sie im Krankenhaus an einen Arzt geraten, der es ernst mit ihr meinte und auch Ahnung von ihrer Anatomie zu haben schien. Und seine Diagnose war recht eindeutig: Die vorherigen Kliniken und Ärzte hatten immensen Pfusch geleistet – wohl kalkuliert, um in ihren Besitz zu kommen. Unbehandelt würde ihr Fuß nicht mehr verheilen, würde sie ihn wahrscheinlich nie wieder benutzen können. Mit einer relativ umfassenden Operation jedoch wäre das meiste wieder zu beheben. Allerdings wäre eine solche Operation leider sehr teuer.

An dieser Stelle war es einer der Sponsoren des Internats, der eher durch Zufall auf Samira aufmerksam wurde – nämlich gerade durch den Bericht des Internatsleiters, dass man offenbar eine Humanoide mit einem ausgesprochen gut ausgebildeten Gedächtnis und einer übermenschlich schnellen Lernfähigkeit als Schülerin aufgenommen hatte. Der Softwareunternehmer, der seiner Leidenschaft an Humanoiden schon dadurch Ausdruck verliehen hatte, sich vor einem Jahr eine maßgefertigte Humanoide als Assistentin zu leisten (hier sei angemerkt, dass er sie lediglich vor fremden Leuten, vor seinen Mitarbeitern und Geschäftspartnern „Assistentin“ oder „Sekretärin“ nannte. Für ihn selbst und seine engsten Freunde indes war klar, dass diese Humanoide viel, VIEL mehr als nur das war. Sie wusste das, bekam es auch zu spüren. Liebesbeziehungen zwischen Menschen und Humanoiden waren offiziell zwar verboten, inoffiziell waren die beiden aber eher ein Paar denn Mitarbeiterin bzw. Eigentum und Boss bzw. Besitzer), sah eine potentielle, sehr gute Mitarbeiterin in seiner eigenen Entwicklungsabteilung.

Nach einigem hin und her und einer langen, umfassenden Unterhaltung der Humanoiden-Assistentin und Samira stimmte Letztere schließlich doch dem Angebot des Softwareunternehmers zu: Er übernahm die Schulden von Samira, finanzierte den operativen Eingriff und wurde damit für sieben Jahre lang ihre Eigentümerin. Sie im Gegenzug beendete die Schule zunächst erfolgreich, um in seinem Unternehmen zu arbeiten. Eine Wohnung würde ihr gestellt, Ausgaben für Lebensmittel übernommen, das restliche Gehalt zur Tilgung ihrer Schulden verwendet, die übrigen Schulden sollten nach den 7 Jahren ebenso verfallen, wie seine Besitzansprüche an sie – unter der Bedingung, dass sie ihr Training wieder aufnahm und sich in eine gesunde, körperliche Form brachte.

Die Operation verlief weitestgehend erfolgreich, musste aber in vier einzelne Eingriffe aufgeteilt werden. Leider waren die Schäden durch die vorherigen Eingriffe nicht vollständig zu beseitigen, weswegen ihr Sprunggelenk weiterhin und für den Rest ihres Lebens leicht instabil zurückblieb. Zwar konnte sie wieder ungehindert Sport treiben, tat dies auch und nahm in der Folge langsam, aber stetig an Gewicht ab, aber im Laufe der folgenden Jahre verstauchte sie sich den Knöchel mehrmals, was sie jedes Mal dazu brachte, ihn mit übermäßig viel Sorgfalt zu versorgen und mit übertrieben vielen und starken Verbänden zu stützen.

Wesentlich entscheidender jedoch war, dass der Job, den sie ausübte, ihr tatsächlich Spass machte. So kam es, dass sie in der Firma schnell Karriere machte, ihre Schulden bereits nach fünf Jahren abbezahlt waren und sie im Fitnessstudio schließlich sogar einen Menschen traf, mit dem sie sich so eng anfreundete, dass sie mit ihm eine Liebesbeziehung begann, die schließlich sogar in eine Partnerschaft münden sollte.

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