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Akatiri – Blaue Drachendame der Magie

Wenn man die noch immer relativ junge – nämlich lediglich zarte 147 Jahre alte – Drachin fragt, wie sie sich selbst sieht, dann erhält man meist nur eine Antwort: „Das Schicksal hat mich in den falschen Körper geboren und ich bin nun hierin gefangen.“

Tatsächlich hat Akatiris Aussehen für einen Drachen einige Befremdlichkeiten, die nicht nur ihren Artgenossen, sondern auch dem ungeübten Betrachter recht schnell und deutlich auffallen. So spürt man beispielsweise bereits aus der Ferne ein undefinierbares Knistern in der Luft, das sie ständig zu begleiten scheint und sich umso intensiver ins Bewusstsein drängt, je näher man ihr kommt. Nur jene, die ebenfalls die Gabe haben, jenes Knistern zu erkennen, können es auf den ersten Blick und schon auf etliche Kilometer Entfernung eindeutig deuten: Der Körper dieser Drachin beherbergt eine Menge an magischer Energie, die mehr als einem Dutzend anderer, ebenfalls der Magie zugewandter Drachen zur Ehre gereichen würde. Die Intensität der Magie hat die Färbung ihrer Schuppen überaus markant geprägt, denn statt dem kräftigen, tiefen Blau sind sie ausgeblichen und von feinsten, geometrischen Mustern durchzogen, die ihrerseits größere, komplexe, geometrische Muster, die über ihren gesamten Körper hinweg eine befremdliche Symbiose bilden. Besonders markant fallen die vier schwarzblauen Edelsteine, in denen weiße Flammen eingeschlossen zu sein scheinen, dem geneigten Betrachter auf, von denen jeweils einer in jedem ihrer Unterarme und auf ihren Handrücken eingelassen ist, nur eine winzige Erhebung bildet. Am beeindruckendsten jedoch ist die Lücke in der sonst geschlossenen, dunkelgrauen Reihe kräftiger Brust- und Bauchschuppen, die direkt über ihrer Brust klafft und so aussieht, als hätte sie sich selbst zwei dieser massiven Schuppenplatten vom Leib gerissen und gegen einen einzelnen, die Lücke gänzlich ausfüllenden, gleißend-weißen Kristall ersetzt, der einem jeden Betrachter Zerrbilder der eigenen Gedanken entgegenzuwerfen in der Lage ist.

Diese Mächte, die in diesem Körper innewohnen, haben jedoch einen Preis: Akatiris Körpergröße ist mit unter zehn Metern von der Nasen- zur Schwanzspitze eine der kleinsten Vertreterinnen ihrer Art, ihr Gewicht ist unterdurchschnittlich und auch ihre Muskeln sind alles andere als ausgeprägt. Der trübe Schleier, der über ihren normalerweise eisblauen Augen liegt, ist zudem Beleg dafür, dass die mächtige Drachin nahezu blind ist. Um sich dennoch zurechtfinden zu können, ruht ein dunkelblauer Edelstein in der Mitte ihrer Stirn, erlaubt ihr so allerdings eine Sicht, die in vielen Bereichen jener, anderer Lebewesen weit überlegen ist. Dank dieser Kräfte ist sie in der Lage, die Auren und magischen Ströme aller Wesen und Pflanzen, die sie umgeben, wahrzunehmen. Gleichzeitig offenbart dies ihre offensichtlichste Schwäche: So gut sie alle Lebewesen, Pflanzen und alles, was lebt, von Magie (ganz gleich ob von arkaner, dämonischer oder nekromantischer Art) durchwebt ist, zu sehen, so schwer sieht sie Dinge, denen es an all jenen Dingen mangelt. Alles, was tot ist, versinkt im unendlichen Grau, deren Schattierungen kaum bis gar nicht auseinanderzuhalten sind. Tote Bäume, Felsen, Klippen, vertrocknete Äste und Büsche – sie alle verschwinden vor ihrem magischen Blick und sind somit nicht für sie zu erkennen. Ihre Flügel, die zwar groß und kräftig ausgebildet sind, deren Flughäute aber von zahllosen kleineren Rissen und Löchern gesäumt sind, die von zahllosen kleineren Kollisionen, mit Bäumen, dem Streifen von Sträuchern und dem Hängenbleiben an trockenen Ästen stammen, sind ebenso Indiz dafür wie die vielen Kratzer auf den Schuppen ihrer Schultern und ihrem Gesicht. Denn obwohl sie durchaus eine Vielzahl an magischen Sprüchen zu wirken in der Lage ist, so ist die Schule der Wiederherstellung und damit Heilung bis zu diesem Tage nicht zu ihr vorgedrungen – wohl aber die der Projektion und Manipulation.

Published inKurzgeschichten

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