
Zwar gab und gibt es bereits eine Vielzahl an gesellschaftlichen Spannungsfeldern und Problemen, die Humanoide so seit ihrem ersten Auftreten erlebt haben, viele davon haben sich aber zumindest halbwegs stabilisiert und etabliert. Insbesondere die nun neu anschwellende Verbreitung, die seit 2019 zu immens wachsenden Zahlen von Humanoiden der vierten Generation geführt hat, lässt an vielen Orten der Welt die Vorbehalte zumindest vordergründig weniger werden.
Die Tatsache, dass mittlerweile fast jeder einen eigenen Humanoiden für sich beschaffen kann (die Preisspanne für ein „Basismodell“ beginnt bei rund 9.000 Euro. „Extras“ wie Anpassungen bezüglich Haar, Fellmusterung, Fähigkeiten, Sprachkenntnisse oder andere, ähnliche Besonderheiten, kosten selbstverständlich extra. Nicht selten summieren sich so Beträge im hohen, fünfstelligen Bereich), hat zu einer strengen Limitierung und Quotierung in den meisten Ländern geführt – etwas, was man, wenn man geschickt ist, allerdings auch umgehen kann, wenn es einem denn wirklich so viel wert sein sollte.
Derartige Begrenzung der Zahlen haben aber auch dazu geführt, dass Humanoide nun spezialisiert und genau auf den persönlichen Geschmack zugeschnitten erschaffen werden. Dies wiederum führt zu etlichen, weiteren Problemen, die in der Folge einmal näher betrachtet werden.
Genetische Destabilisierung
Jede Anpassung – sei es nun eine Veränderung der Oberweite (ein Standard-Humanoider hat, so weiblich, genau gar keine Oberweite. Dennoch ist es quasi en vogue, einer Humanoiden eine eher menschliche Oberweite genetisch hinzuzufügen), das Hinzufügen oder Verändern von Haupthaar (ist weder bei männlichen noch weiblichen Humanoiden standardmäßig vorhanden. Ebenso keine Bärte oder Ähnliches) oder gar deren Farbe, das Verändern von Fellmustern oder gar der Fellfarbe und -beschaffenheit sind hier als die gebräuchlichsten und üblichsten Veränderungen zu nennen. Auch die Körpergröße wird häufig modifiziert (die Körpergröße ergibt sich hier aus einer durchschnittlichen Größe der jeweiligen Spender von Wildtier und Mensch – was etwa bei einem Geparden eine humanoide Größe von lediglich 1,40 ergeben würde. Sehr klein – ZU klein für die meisten Kunden) oder die Körperproportionen.
All diese Veränderungen des Genoms führen zu einer Destabilisierung im Ganzen, was nahezu immer mit wilden Mutationen einher geht. Welcher Art, kann man – so ist die Natur von wilden Mutationen – niemals voraussagen. Zwar sind durchaus nützliche Mutationen bekannt (bei einer Humanoiden etwa traten im Anschluss geistige Fähigkeiten auf, die der Telepathie grob ähneln), in den meisten Fällen haben diese jedoch unerwünschte Nebeneffekte. Im günstigsten Fall treten lediglich Verfärbungen an Fell, Augen oder Haaren auf, in weniger günstigen Fällen sind es Organ- oder Skelettdefekte, die den Humanoiden entweder nicht lebensfähig werden lassen oder dessen Lebensqualität immens verringern. Eine nicht geringe Zahl an Humanoiden – wobei die genaue Zahl niemals bekannt gegeben und streng unter Verschluss gehalten wird – leidet unter derartigen Defekten, ist daher unverkäuflich und wird „ausgesondert“ bzw. sich selbst überlassen. Oder sie werden „entsorgt“, wenn keine weitere Verwendung für sie gefunden wird.
Zoonosen
Ein Humanoider besteht zu grob 60% aus menschlichem, genetischen Material. Die übrigen 40% werden durch das gewählte Tier gefüllt. Diese Mischung ist zwar in vielen Belangen durchaus leistungsfähig und macht Humanoide gegenüber etlichen, für Menschen übliche Krankheiten immun, im Gegenzug aber treten andere Krankheiten auf, die weder in der Menschenwelt, noch in der Tierwelt bekannt sind: Zoonosen.
Hierunter versteht man Mischstämme von Krankheitserregern, die selbst mutieren und so andere Krankheitssymptome auslösen. Die große Sorge, dass Humanoide das Bindeglied zwischen Krankheiten, die sonst in Hauskatzen typisch sind, nun auch auf den Menschen adaptieren (und umgekehrt vom Menschen auf die Haustiere übertragen), hat sich dahingehend als falsch herausgestellt, dass die Virenstämme sich sehr schnell auf die Humanoiden selbst angepasst haben. Effektiv bedeutet dies, dass Humanoide sowohl von Menschen, wie auch Tieren angesteckt werden können und so an beiden Arten von Krankheiten erkranken können, ohne diese an andere Wesen als eben Humanoide weitergeben zu können.
Was auf den ersten Blick wie ein Vorteil klingt, ist für Humanoide ein handfester Nachteil, denn Arzneimittel, die speziell für Menschen oder Tiere entwickelt wurden, sind meist nur eingeschränkt bei Humanoiden wirksam. In den übrigen Fällen können sie gar nicht angewendet werden. Da die Zahl der Humanoiden darüber hinaus noch äußerst begrenzt ist, gibt es auch keine hinreichende, medizinische Forschung, um potentiell tödliche Krankheiten zu erforschen und Heilmittel zu entwickeln. Ein Humanoider, der an einer Form der Masern erkrankt, muss diese Krankheit daher ohne jegliche, medizinische Begleitung, vollständig durchleben, was in vielen Fällen bleibende Schäden im Organismus zurücklässt, so der Humanoide die Krankheit überlebt.
Veränderte Anatomie
Zu 60% menschlich zu sein hat den Vorteil, dass die Anatomie von Humanoiden relativ ähnlich zu der von Menschen ist. Das wiederum bedeutet, dass auch Verletzungen an jener Anatomie theoretisch von menschlichen Ärzten mit von Menschen bekannten Mitteln behandelt werden können.

Als wahrscheinlich offensichtlichste und für die Medizin größte Herausforderung sind hierbei die Sprunggelenke der Humanoiden zu nennen, da diese – anders als beim Menschen – eine andere Positionierung aufweisen und die Beine gänzlich unterschiedlich konstruiert sind. Zwar kennt man ähnliche Fuß- und Beinformen von den Hinterbeinen etlicher Tiere – inklusive unseren Haustieren – jedoch von keinem Lebewesen, das alleinig und mit seinem gesamten Körpergewicht auf nur diesen derartig geformten Beinen umher läuft. Allein schon die Fertigung von entsprechend angepasstem Schuhwerk gilt in der Modebranche seit über einem Jahrzehnt als Herausforderung – und ist Kostentreiber für die humanoide Mode. Denn anders als beim Menschen müssen diese hier, je nach animalischer Seite des Humanoiden, speziell angepasst angefertigt werden, existieren somit keine einheitlichen Leisten und Maßvorgaben, sind viele Modelle Einzelstücke und entsprechend teuer.
Noch wesentlich teurer und komplexer sind jedoch Verletzungen, die Humanoide sich an ihren Beinen und insbesondere diesen Sprunggelenken zuziehen. Sind Oberschenkel, Knie- und Unterschenkelverletzungen und -frakturen noch mit den gewöhnlichen Behandlungsmethoden relativ gut in den Griff zu bekommen, ist es die besondere Form und Funktion des Sprunggelenks, die bis zum heutigen Tage – auch aufgrund der mageren bis nicht vorhandenen Forschungsbudgets – nicht wirklich ausreichend erforscht. Zwar ist man in der Lage, Brüche, Stauchungen, Zerrungen und dergleichen mittlerweile zu diagnostizieren, eine Behandlung, die über eine Ruhigstellung und Fixierung hinaus geht, ist jedoch noch immer nicht möglich. Da sich jeder Humanoide im Laufe seines Lebens durchschnittlich mindestens einmal eines seiner Sprunggelenke verletzt (eine Quote, die je nach Spezies und Einsatzzweck teils noch erheblich höher sein kann), in etwa 1/3 der Fälle Komplikationen auftreten, ist die Zahl der Humanoiden, die im Alter anhaltende Probleme mit ihrem Bewegungsapparat haben, relativ hoch. Die Spätfolgen entsprechender Verletzungen (denn auch eine ausgeheilte Sprunggelenksverletzung kann andere Verletzungen im Bewegungsapparat nach sich ziehen) sind so zahlreich wie die Angebote von findigen Geschäftsleuten, die Humanoiden Erleichterung oder Hilfe versprechen, dabei aber im Wesentlichen nur noch mehr des eh schon wenig vorhandenen Kapitals aus der einen Tasche in die eigene fließen lassen.
Mangelernährung
Humanoide haben einen anderen Bedarf an Nährstoffen – primär benötigen sie viel tierisches Eiweiss, was ihren animalischen Genen geschuldet ist. Allerdings sind tierische Eiweissquellen eher hochwertige Lebensmittel und entsprechend teuer, der Durchschnittsverdienst eines Humanoiden jedoch eher niedrig bis sehr niedrig. Entsprechend können sich viele Humanoide keine für sie ausgewogene und gesunde Ernährung leisten. Die Folge ist, dass sie die benötigten, aber nicht beschaffbaren Proteine durch Ersatzstoffe substituieren, die für ihre Physis jedoch nicht gedacht sind. Die Folge sind Mangelerscheinungen, die vom spröden Fell bis hin zu Anfälligkeiten gegenüber Krankheit und Verletzungen führen können. In einigen Fällen kann es gar zu Vergiftungserscheinungen kommen, wenn der Nahrung Stoffe zugemischt werden, die Humanoide nur bedingt oder gar überhaupt nicht vertragen bzw. nicht zu sich nehmen sollten.
Auch Übergewicht oder Muskelschwund können die Folgen dieser Mangelernährung sein.