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Kategorie: Frostfeuer

Kapitel 24 – Sturm des Tals

Erneut umgab sie die altbekannte Schwärze. Doch diesmal war es nicht die Schwärze einer Ohnmacht oder gar der Bewusstlosigkeit. Es war die Schwärze des metallenen Kolosses, der schwer auf ihrem Körper lastete und sie war sich sicher gewesen, dass sie von der schieren Masse des Konstruktes entweder bei seiner Explosion ebenfalls in Stücke gerissen oder durch das Gewicht, das auf sie niederkrachte, zerschmettert würde. Zu ihrer Überraschung war keins von beidem geschehen. Dennoch drückten die Tonnen an Metall schwer auf ihren Körper, setzte das Gewicht ihr zu und ließ sie an den Rand der Bewusstlosigkeit driften. Dumpf hörte sie Kampfgeräusche, das Klirren von Waffen, die aufeinanderschlugen, Explosionen, Geschrei in den unterschiedlichsten Sprachen und Dialekten. Es hatte nicht viel gefehlt – vielleicht nur eine halbe Hand breit weniger Platz – und sie wäre von dem Ungetüm vollends zerquetscht worden, müsste sich nun keine Gedanken mehr über die brennenden Schmerzen, die selbst ihr, die sie diese doch eigentlich nicht spüren sollte, im gesamten Körper nur zu präsent erschienen. Und sie fühlte auch, wie ihr hier, in dieser Enge, langsam die Luft knapp würde. Einen Ausweg indes sah sie nicht – wenngleich dieser Riss, durch den ein einziger, dünner Lichtstrahl neben ihrem Kopf auf den rostbraunen Boden Durotars fiel, in den letzten Augenblicken vorkam, als würde er langsam an Größe zunehmen.

Das Ächzen von Metall, das unter schierer Kraftanstrengung verbogen und verwunden wurde, ließ ihre Zweifel indes verpuffen. Wie von Geisterhand hob sich das Monstrum über ihr erst einige Zentimeter, begann dann immer schneller nach oben zu schweben, ehe sie das weißbläuliche Leuchten erkannte, das die Überreste nun vollends einhüllte und dann, mit einem Ruck, in einen handlichen Metallball quetschte, der gleich darauf mit ansehnlichem Tempo zur Seite geworden wurde, als wäre es nur eine Fluse gewesen.

„Schwester!“ brüllte eine ihr nur zu bekannte Stimme – und noch ehe Xelestra die Chance blieb, sich aufzurichten, sah sie bereits das ihr vertraute Gesicht, wie es sich über sie beugte, ihre Arme ergriff und Hilfe anbot, damit sich die Todesritterin wieder aufrichten konnte. Die natürlichste Reaktion für jedes normale Wesen wäre wohl ein Lächeln, begleitet von einem dankenden Nicken gewesen. Doch Xelestra tat nichts von beidem, richtete sich stattdessen nur etwas auf und blickte sie dann mit kühler Miene an.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du so dumm bist, dich mit so einem Monstrum anzulegen.“ Schnaubte die Todesritterin, die helfenden Hände ihrer Schwester ignorierend, während sie sich erhob. Dann fühlte sie es: Ihre Brust und ihr Knie brannten wie Feuer, ließen sie für einen kurzen Augenblick in der Bewegung erstarren. Innerlich wusste sie nur zu gut, dass ihre Wunden weit davon entfernt waren, verheilt zu sein, ihr dieser Kampf etliche wieder hatte aufflammen lassen. Doch für Ruhe und Heilung war keine Zeit – nicht inmitten einer Schlacht, deren unvermeidliches Ende nur mit dem Ableben jenes Verräters, der nicht nur sie, sondern die gesamte Horde ins Verderben gestürzt hatte. Sie würde dann genügend Zeit haben, sich von ihren Verletzungen zu erholen.

Nikariu blickte betrübt zu ihrer Schwester. „Glaubst du ich lege die Hände in den Schoß und sehe zu, wie meine Kameraden und andere Krieger einfach so niedergemetzelt werden? Ich bin eine Sonnenläuferin!“

Kleine Flammen züngelten in den Augen der jungen Paladina. Xelestra erkannte das Feuer nur zu gut. Es war das selbe Feuer, das einst in ihr gebrannt hatte – das Feuer, das sie auf den Pfad des Verrats und der Verdammnis führte und sie zu dem gemacht hatte, der sie heute war. Es schmerzte in ihrer zerbrochenen Seele, so viel von sich selbst in ihrer kleinen Schwester zu sehen.

*PATSCH*

Aus einem Reflex, den weder Xelestra noch Nikariu so wirklich verstanden, hatte sich die flache, linke Hand der Todesritterin erhoben und ihrer Schwester so plötzlich und so überraschend eine derart schallende Ohrfeige verpasst, dass die junge Paladina Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. Ungläubig hielt sie sich die Wange, starrte ihre Schwester verständnislos an.

„Wirf niemals dein Leben oder deine Zukunft weg. Ganz gleich aus welchen Gründen auch immer.“ Groll Xelestra dumpf, wandte sich von ihrer Schwester ab. Die wiederum blieb nur fassungslos an Ort und Stelle stehen, ohne die Hand von ihrer Wange zu nehmen oder auch nur eine einzige Silbe herausbringen zu können. Lediglich die Tränen, die ihre Augen zu füllen begannen, triumphierten über den sonst gänzlich starren Körper der Paladina.

Das Bewegen des Wracks war ein großer Kraftaufwand für Lor’themars Magier gewesen. Vol’Jin und Baine jedoch hatten darauf gedrängt, das Ungetüm unbedingt zu bewegen und die darunter eingeklemmten Kämpfer zu befreien. Auf den Protest hin, die Kor’kron würden den Augenblick nutzen und über die geschwächten Streitkräfte der Horde herfallen, hatten beide auf das Luftschiff der Allianz und die herannahende Streitmacht der Nachtelfen unter Tyrande Wisperwind gedeutet, die ihrerseits mit dem Erstürmen des Tors beschäftigt waren, die Wachen in unzählige kleinere Gefechte verwickelten.

„Wir müssen unbedingt das Tal der Stärke einnehmen! Garrosh wird sich zweifelsohne in seiner Festung verschanzt haben. Dort werden wir ihn stellen.“ Erklärte Baine den Schlachtplan.

„Ich bezweifle, dass er sich so einfach selbst in eine Falle begeben wird.“ Gab Sylvanas zu Bedenken. „Die Festung liegt mitten im Tal und ist von allen Seiten angreifbar. Wenn man sie nicht erstürmt, kann man ihn aushungern. Und es gäbe keine Fluchtmöglichkeit.“

„Welche Alternativen hätte er?“ fragte Lor’themar in die Runde.

„Flammenschlund.“ Unterbrach Vadarassar die Unterredung der Anführer der Horde. Die wandten sich verblüfft zu dem Orc um, musterten ihn mit abschätzenden Blicken.

„Die Hexenmeister haben früher bereits den Flammenschlund für ihre Zwecke genutzt. Seither war der Zugang von Höllschrei persönlich untersagt worden. Gut möglich, dass er sich dort häuslich eingerichtet hat.“

„Ein Loch im Boden? Ha, ja, das würde diesem Feigling gerade recht sehen.“ Schnaubte Baine. „Doch was ist mit der Festung im Tal?

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Kapitel 23 – Wieder vereint

„Was bei den neun Höllen treibst du hier?!“ brüllte Xelestra.
„Das Gleiche könnte ich dich fragen! In deinem Zustand….“ entgegnete Nikariu.
„Und das ist eine Entschuldigung für dich, dein eigenes Leben wegzuwerfen?!“ brüllte Xelestra erneut, presste sich dann dichter an die Deckung, ehe nur Bruchteile von Sekunden später eine Mine in unmittelbarer Nähe explodierte und tiefe Furchen durch die Erde riss. Kleine Steine und Erdbrocken flogen umher, ergossen sich über die drei Tauren, die in der kleinen Deckung kauerten, die sie nur spärlich vor den wilden Attacken des verwundeten, eisernen Kolosses abschirmte.
„So ein Unsinn! Ich helfe meinem Orden, meinen Brüdern und Schwestern.“
„Indem du dich hier vor dieses Monster stellst. Allein. Obwohl du siehst, wie es den anderen ergangen ist.“
„Hätte ich teilnahmslos in Deckung stehen und auf ein Wunder warten sollen?“
„Ähm….ihr beiden kennt euch?“ fragte Arnak mit etwas verwundertem Blick auf die beiden Taurendamen.
Zwei Augenpaare fixierten ihn, starrten ihn derart fest an, dass er seine Frage fast schon bereute.
„Wir sind Geschwister.“ echote es nahezu gleichzeitig aus zwei Mündern, ehe sie sich wieder gegenseitig anstarrten.
Diese Antwort verunsicherte ihn. Einerseits, weil auf der einen Seite eine Paladina, auf der anderen dagegen eine Todesritterin standen, die zwar von den Gesichtszügen in gewisser Weise ähnlich waren, doch sonst nicht unterschiedlicher hätten sein können. Seine Gedanken wurden aber jäh unterbrochen, als ihn ein heftiges Beben von den Beinen riß. Als er sich umdrehte sah er, dass das Ungetüm einige Schritte näher in ihre Richtung gekommen war, ihre Deckung ihnen nun nicht mehr den vollen Schutz gewähren würde. Doch gerade als das Monstrum sich aufbäumte und der mächtige Schwanz rötlich aufblitzte, um gleich darauf seinen todbringenden Laser auf die drei abzufeuern, traf ein mächtiger Frostfeuerball die Flanke des Kolosses, ließ ihn schlingern.

„Getroffen!“ jubelte Kweezil über den sofortigen Effekt, den der Frostfeuerblitz auf den Rüstungsplatten des Kolosses hinterließ.
„Nein.“ seufzte Kyzaria, sog einmal tief Luft ein. Deutlich spürte sie den Entzug der magischen Energie, die sie in das große Geschoss gelegt hatte, um überhaupt einen spürbaren Effekt auf das Monstrum haben zu können.
„Wenn ich direkt in die offene Wunde getroffen hätte, dann ja. Aber so…“
„Das Monstrum ist immer noch in Bewegung. Das du es überhaupt getroffen hast, ist bemerkenswert.“ merkte Vadarassar an. Sicher, er wusste nur zu gut, dass dieser Zauber kaum Effekt auf das Monstrum gehabt hatte. Wenn sie es nur schaffen würden, dass der Koloss lange genug stillhielte…
Das laute Brüllen des großen, von Eis verkrusteten Frostwyrms, der etwas abseits des Kampfes seine Kreise drehte und sich der Windreiter sowie übrigen Schützen erwehrte – und das sogar ziemlich erfolgreich wie es schien. Offensichtlich hatten die Truppen der Kor’kron mit Windreitern oder eventuell sogar Drachen gerechnet und sich mit Speeren, Schusswaffen und weiteren Klingen bewaffnet. Gegen ein Wesen, das keinerlei Fleisch mehr am Leib hatte und dessen Schwingen lediglich von einigen Sehnen sowie magischen Fasern bedeckt waren, richteten derartige Waffen schlichtweg keinerlei Schaden an, sorgen sie im Gegenteil nur dafür, dass jener Wyrm genervt einige Schwanzhiebe verteilte und die Reiter so aus ihren Sätteln schleuderte.
Mit einem Mal kam dem Hexenmeister eine Idee. Er hob die Hände an seinen Kopf und brüllte so laut es ging zu dem noch immer inmitten des Feindfeuers befindlichen Trupp aus drei Tauren.
„XELESTRA!“

Die Todesritterin horchte auf und ließ vom Streitgespräch mit ihrer Schwester ab, blickte zur Seite und erspähte den Hexenmeister, wie er ihr wild gestikulierte und dann in Richtung von Arkano deutete. 
Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, ehe sie verstand. Dann war es an ihr, laut los zu brüllen.
„ARKANO! HÖR AUF ZU SPIELEN UND GREIF DAS VIEH AN!“
Der Frostwyrm schien sich an dem Kommando seiner Herrin – oder was auch immer Xelestra für ihn sein mochte – nicht zu stören. Alle Umstehenden schienen sicher, dass er sie entweder nicht gehört hatte oder eventuell schlicht ignorierte. Nur Xelestra hörte seine Stimme, wie sie auf magischem Wege in ihrem Geist sprach.
„Vergiss es. Dieses Ungetüm werde ich nicht….“
„ARKYLASTROS. DAS IST EIN BEFEHL!“
So sehr jeder noch gezweifelt hatte, dass der Frostwyrm sie überhört oder ignoriert hatte, so auffällig war die Reaktion, die bei den ersten Silben, die über Xelestras Lippen wanderten, am Himmel für alle sichtbar. Als wäre er von einem Blitzschlag getroffen worden zuckte der Frostwyrm gequält zusammen, strauchelte kurz, ehe er sich wieder fing und mit einem einzigen Ruck eine schlagartige Kehrtwende vollführte, dann die Schwingen anlegte und auf den eisernen Koloss zustürzte.
„Das werde ich dir heimzahlen, verdammte Todesritterin!“ schnaubte der Drache, diesmal für jeden klar hörbar.
„Halt die Klappe und greif dir den Schwanz von diesem Monstrum.“ kommandierte sie mit emotionsloser Stimme.
So gern er ihr weiter widersprochen hätte, so klar erkannte er doch, dass diese Taktik klug und für ihn wesentlich unproblematischer als das Duell mit den Kor’kron ablaufen würde. Geschickt näherte er sich im Sturzflug von hinten, breitete seine Schwingen erst im allerletzten Moment aus und ließ einen wahren Orkan über den trockenen Boden pusten, wirbelte Staub und Sand umher, ehe sein großer Kiefer sich inmitten des skorpionartigen Schwanzes verbiss. Die Laserschüsse, die sich gerade noch auf die Stellung der drei Tauren konzentriert hatten, wurden jäh von ihrem eigentlichen Ziel weggerissen, der gesamte Körper des Kolosses strauchelte auf der Suche nach Gleichgewicht. Arkano seinerseits hielt jedoch noch dagegen.
Diesen Augenblick der Verwirrung nutzte Xelestra, blickte Nikariu eindringlich an, dann zu Arnak und schließlich wieder zu ihr.
„Bring ihn hier weg! Geht zu den anderen in Deckung!“ befahl sie scharf, wandte sich dann um und stürmte in Richtung ihrer Axt, die einige Meter weit geflogen war und nun im Boden steckte.
„Und was machst du?“ rief Nikariu ihrer Schwester hinterher.
Noch ehe Xelestra antworten konnte stand sie bereits neben ihrer Axt, zog die Klinge aus dem Boden und wandte sich um, fixierte den Koloss, der sich mit aller Kraft des Bisses des Frostwyrms zu erwehren versuchte. Dessen Zähne schienen indes Wirkung zu zeigen, bohrten sich tief in den nur mäßig gepanzerten Schwanz. Lange würde der Wyrm ihn so nicht mehr halten können. Doch das war auch nicht mehr nötig…
Statt ihrer Schwester durch Worte zu antworten stürmte Xelestra mit großen Schritten auf den Eisernen Koloss zu, wich einem der Arme und der an der Vorderseite angebrachten Kreissäge noch mitten im Spurt aus, warf sich dann auf den Rücken und schlidderte unter das Ungetüm. Dann rammte sie den Griff ihrer mächtigen Axt vor sich und mit aller Kraft in den Boden, drückte die Axt mit ihrem Schwung senkrecht über sich und den zu ihrer Überraschung nahezu ungepanzerten Bauch des Monstrums.

Die Axt bohrte sich tief in den Bauch des Ungetüms, schien es an Ort und Stelle festzunageln. Von einem widernatürlichen Zorn getrieben peitschten Arme und Beine umher, während der Frostwyrm mit einem letzten Ruck den mächtigen Schwanz nebst Laserstachel vom Leib des Maschinenmonsters abriß und achtlos zur Seite warf. Dann bissen sich die Kiefer in einem der Beine fest. 
„Jetzt!“ rief Vadarassar der Magierin zu. Unnötig, wie ihm mit Blick aus den Augenwinkeln auffiel – ein riesiger, blau-roter Ball aus Frost und Feuer hing bereits über ihrem Kopf, folgte ihrer Handbewegung und raste auf das Monstrum zu. Ohne eine Möglichkeit auszuweichen traf der mächtige Zauber der Magierin die offene Wunde am Kopf, drang tief in den Körper ein und explodierte im Inneren. Flammen züngelten aus den Öffnungen, Nieten schossen im hohen Bogen umher und Panzerplatten lösten sich unter der Wucht heftiger Explosionen. Dann verging das Monstrum in einem riesigen Feuerball.

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Kapitel 22 – Kampf dem Koloss

Der Gegner war übermächtig. Eine riesige, eiserne Abscheulichkeit, die äußerlich einem der Vernichter der Kor’kron nachempfunden war – allerdings um etliche Faktoren größer als jene höchst gefährlichen und nicht minder furchteinflößenden Riesenskorpione, die nur die fähigsten aller Krieger zu reiten wagten und damit ihren Gegnern durch das bloße Erscheinen auf dem Schlachtfeld bereits Angst enflößten. Unzählige Krieger waren vor der schieren Größe, der Macht und den ebenfalls tödlichen Waffen des riesigen Konstrukts bereits gefallen. Eine noch wesentlich größere Zahl an Kriegern indes lag verwundet – einige zum Glück leichter, andere dagegen schienen aufgrund der Schwere ihrer Wunden bereits mehr tod als lebendig zu sein – hinter Felsen, verborgen in den messerscharfen und verwinkelten Canyons und damit außerhalb der Reichweite jener gefährlichen Monstrosität.
Um so beeindruckender war die Courage der gerade mal ein Dutzend zählenden Sonnenläufer und Wachen der Tauren, die jeweils zu viert von drei Seiten auf die riesige Bestie zu schlichen. Selbst wenn es ihnen dabei nicht gelingen sollte, das Monstrum zu erlegen, so wollten sie ihm doch zumindest so viel Schaden zufügen, damit die übrigen, noch verbliebenen Krieger den finalen und zum Sieg führenden Schlag ansetzen können sollten.
So jedenfalls war der Plan des jungen Arnak Spalthuf gewesen, der seine anderen, ebenfalls jungen Kameraden schnell von der Fehlerfreiheit und Sicherheit seines Planes überzeugt hatte. Selbstverständlich stand er zudem in der Vierergruppe, die das Monstrum von vorne angehen und ablenken sollte, hielt sein breites, golden schimmerndes Schwert in die Luft und brüllte lautstark auf, als er mit schnellem Blick nach links und rechts sah, wie seine Kameraden zum Angriff bereit standen.
Der Koloss nahm den lautstark auf sich aufmerksam machenden Tauren mit maschinell typischer Ruhe wahr, fixierte seine Klauen auf ihn, donnerte diese in Richtung der vier Tauren, die ihrerseits auseinander sprangen, dem mächtigen Schlag der Klaue auswichen. Dann hoben die beiden Krieger ihre mächtigen Äxte, schwangen diese in Richtung der grässlichen Fratze des Metallmonstrums, um diese mit einem geschickten, kräftigen Schlag zu spalten.
Zu ihrem Entsetzen jedoch hatte die diabolische Maschine in kalter Berechnung bereits nur auf so eine Aktion gewartet, hob den gerade noch zur Seite geschwungenen Arm empor und spie eine glühend heiße Fontäne aus Flammen auf die Krieger, die sich gänzlich auf ihren Angriff konzentriert hatten. Der Angriff dauerte keine zwei Sekunden, da gingen die Kampfschreie und schrille Schmerzensschreie über, erfüllte der Geruch von brennendem Fell, kochendem Blut und verbranntem Fleisch die Luft, ließ die beiden Paladine um ihre Fassung ringen, während ihre Kameraden vor ihren Augen in den Flammen zu vergehen begannen.
Die anderen acht Kameraden nahmen das Geschrei zum Anlass, stürmten voran und donnerten ihre Waffen ihrerseits gegen die Flanken der maschinellen Monstrosität. Zu ihrem Entsetzen hatte die riesige Maschine aber wohl auch mit so etwas gerechnet, flogen vier etwa melonengroße, mit Stacheln besetzte Kugeln zu jeder Seite und explodierten knapp über dem Boden, rissen tiefe Wunden in Beine und Hüften der Krieger, die vor Schmerz schreiend zu Boden gingen. 
Arnak blieb nur, ungläubig zu starren, wie sein doch so genial geplanter Schachzug bereits binnen Sekunden von der Maschine zunichte gemacht wurde. Dann aber fing er sich, blickte zu seinem Kameraden hinüber, der seierseits ebenfalls zu Arnak starrte. Dann stürmten sie zu den Seiten und ihren verwundeten Kameraden, um diese zumindest so schnell es geht vor den heißen Flammen der Maschine zu schützen. Doch erneut wurde ihre Hoffnung zunichte gemacht, als ein rötliches Leuchten den Kameraden von Arnak einhüllte und dann, gänzlich ohne den Flammenatem der Bestie, in Brand setzte. 
„NEIN!“ brüllte der junge Sonnenläufer, hob die Hand und flehte An’She um Schutz für seinen Kameraden, auf das sie zumindest ihm das Leben zu retten vermochte.
Und tatsächlich schienen die Gebete erhöhrt zu werden. Denn das rote Glühen verging inmitten einem intensiven, weißen Leuchten, das den Sonnenläufer umgab und die Flammen, die gerade in seinem Fell zu züngeln begannen, innerhalb von einem Augenstreich verlöschen ließ. 
Mit dem Seufzen eines geschlagenen Hundes, der zumindest noch einen kleinen Erfolg erlangt hatte, ließ Arnak den Arm sinken, blickte zu den verletzten Kameraden hinüber, die sich mit aller Kraft und nur unter Zuhilfenahme ihrer Arme hinter einen Felsen zu schleppen versuchten. Und dann erspähte er eine weitere Gestalt, die sich hinter die vier geschlichen hatte, einen der vier packte und kurzerhand in Sicherheit zog. Eine junge Sonnenläuferin, die gerade erst mit an die Front gekommen war und sich nun schon mit in die Gefahr begeben hatte.
„VERSCHWINDE! HIER IST ES GEFÄHRLICH!“ brüllte Arnak, der für den Moment vergessen hatte, dass er die Bestie damit erst auf sie aufmerksam machen würde. Glücklicherweise aber ignorierte der Eiserne Koloss die Taurenpaladina für den Augenblick, wandte sich dafür einem anderen Ziel zu.
Ihm.

Die Reise von Mulgore nach Durotar war eine Reise von Tagen gewesen, wenn man den Weg zu Fuss bewältigen wollte. Und selbst auf einem Reitwolf, einem Kodo oder einem anderen Reittier dauerte die Reise bis zu den Toren Orgrimmars immer noch nahezu einen Tag, wenn das Tier wohl genährt und gut im Training war, so dass man es im Sprint halten konnte.
Windreiter hatten die Distanz bereits auf einige Stunden reduzieren können. Doch Drachen…für Drachen waren Distanzen dieser Art eine Sache von weniger als einer Stunde, wenn sie ihre Kräfte nicht über Gebühr belasteten.
Weder Arkano noch Nerakis hatten allerdings diesen Luxus. Der eine wurde von der widerwillig auf seinem Rücken getragenen Todesritterin zu dem äußersten Tempo, das er zu leisten in der Lage war, getrieben, während Vadarassar seinen getreuen Netherdrachen darum bat, mit dem Frostwyrm Schritt zu halten. Und obwohl dieses hohe Tempo sichtlich an der Kondition des jungen Drachen nagte, machte dieser überdeutlich, dass es gegen seine Ehre gegangen wäre, hätte er gegenüber einem Frostwyrm auch nur eine halbe Hornlänge nachgegeben.
Mit einem Tempo, das selbst wesentlich ältere und kräftigere Drachen als halsbrecherisch bezeichnet hätten, überbrückten die beiden Giganten Seite an Seite fliegend die Distanz binnen weniger als einer Stunde, erblickten die Tore Orgrimmars und die Verteidigung vor den Mauern sowie auf Selbigen. Unzählige Windreiter mit Schützen und magiebewehrten Kämpfern auf den Rücken flogen auf der Innenseite der metallbeschlagenen Mauern umher, hielten dabei aber einen gehörigen Abstand zu den Zinnen und der nach oben gedachten Verlängerung.
„Sie haben eine magische Barriere über die Stadt gelegt. Die Leylinien reichen bis tief unter die Stadt hinunter.“ Merkte Nerakis nach kurzem Blick an. Es war eine Eigenheit der Netherdrachen, Magie und eben besagte Leylinien so natürlich wahrzunehmen, wie ein Bluthund eine Fährte – mit dem Unterschied, dass sie dafür nicht ihre Nase, sondern ihre wie Juwelen schimmernden Augen hierzu verwendeten. 
„Dann werden wir also auch von vorn angreifen müssen.“ Seufzte Vadarassar, blickte dann auf das Ungetüm direkt vor den Toren, aus dessen Maul gerade Flammen auf ein golden leuchtendes Objekt brandeten. Seine Kinnlade fiel ihm auf die Brust.
„Das…das ist doch wohl nicht möglich!“ schnaubte Kweezil, der sich seinerseits ein Fernrohr aus der Tasche gegriffen und das Monstrum damit in näheren Augenschein genommen hatte. „Dieser Mistkerl von Rußschmied hat mir meinen Entwurf geklaut! Ich habe gutes Geld für das Ding bezahlt und er verkloppt es als SEINE Erfindung!“
Der Hexenmeister blickte hinter sich, starrte den Goblin fassungslos an. „Was ist das für ein Ding?“
„Ein Panzer, was denn sonst? Entworfen, um im Verbund mit ganzen Regimentern den Boden aufzuwischen. Modernste Technik. Absolut tödlich. Und…“
Kweezil stockte, als er mit dem Fernrohr erblickte, wer das Ziel der Attacke war.
„…er greift gerade die Schwester von Xelestra an.“
Zwei Herzschläge dauerte es, ehe das letzte Wort aus Kweezils Mund in eine Aktion von Xelestra mündete. Entschlossen zwang sie ihren Frostwyrm in einen rasanten Sturzflug auf den Koloss zu.

Arnak war auf Nikariu zu gestürzt, hatte sie zwischen den vier Verwundeten neben dem Felsen zu Boden geworfen und damit im letzten Augenblick aus der Bahn des Flammenangriffs gestoßen. Erneut erfüllte das goldene Glimmen von An’Shes Licht die Umgebung, legte sich ein schützendes Leuchten um die Paladine und bewahrte sie vor einem ähnlich tragischen und schmerzhaften Tod wie die beiden Krieger, die an der Seite von Arnak zu Asche verbrannt worden waren.
„Lauf. Schnell! Ich versuche ihn abzulenken!“ brüllte Arnak die junge Paladina an. Doch die stand ihrerseits bereits wieder aufrecht und drückte den jungen Sonnenläufer ihrerseits zurück. 
„Du hast keine Chance gegen dieses Monstrum. Entweder wir gehen gemeinsam, oder wir bleiben gemeinsam.“
„Bist du wahnsinnig? Hast du nicht gesehen, was das Ding mit Haromm und Maal gemacht hat? Wir…RUNTER!“
Der Streit der beiden wurde schlagartig von einem Krachen des Kolosses unterbrochen, der seine Pranken mit voller Wucht in den Boden gerammt hatte. Risse zogen sich unter den beiden Tauren durch den Boden, raubten ihnen den Stand. Binnen weniger Augenblicke waren sie bis zu den Knien im Boden eingesunken, unfähig, sich weiter zu bewegen. Und gerade als sie diesen Schock ausgestanden hatten, blickten sie in Richtung des grollenden Monsters, starrten mitten in das glühende Maul. Flammen züngelten darin, wuchsen zu einem grausamen, flammenden Sturm heran. Gerade als die Flammen auf sie zu schießen sollten, reichten sie sich die Hände, schlossen die Augen und hofften, dass An’She ihnen auf irgendeine Art ein Wunder schicken möge, um ihre Leben doch noch zu retten.

„NEIN!“ brüllte Xelestra, als sie Nikariu mit ihren eigenen Augen und überdeutlich vor dem Monstrum stehend erblickte, während die Bestie zur letzten Attacke ansetzte. Entschlossen stand sie auf, stürmte mit großen Schritten über den Hals des Frostwyrms nach vorn, verpasste Arkano einen ordentlichen Tritt auf die Stirn und sprang damit mit aller Kraft in Richtung der beiden Tauren, die im aufgerissenen Boden unmittelbar vor dem Maul der metallenen Bestie festhingen. Dann züngelten die Flammen aus dem Maul, wuchsen zu einem breiten, vertilgenden Flammenstrahl an. Doch noch ehe die Flammen die beiden Sonnenläufer erreichen konnte, kam Xelestra krachend zwischen dem Eisernen Koloss und den Tauren auf dem Boden auf und brüllte so laut, wie sie nur konnte. Der unbeschreibliche Schmerz, der ihr durch die geschundenen Glieder fuhr, wich dem Zorn auf dieses Monstrum, dessen kalter, lebloser Körper sich mit all seinen Waffen gegen das Einzig Wertvolle, das ihr noch geblieben war, aufbäumte, um seinen Auftrag zu erfüllen.
Nur Bruchteile von Sekunden später war Xelestra von Flammen umgeben. Doch die Flammen setzten sie nicht in Brand. Nein, sie berührten die Todesritterin nicht einmal, veränderten in ihrer Nähe gar die Farbe, wandelten sich von einem züngelnden Gemisch aus Rot und Gelb zu einem intensiven, von einigen blauen Stränen durchzogenen Grün, das in allen Runen, die in Xelestras Rüstung eingelassen waren, ebenfalls grell aufleuchtete.
„SCHLUSS DAMIT!“ brüllte die Todesritterin, packte ihre mächtige Axt mit beiden Händen und rammte sie, einer Lanze gleich, mit aller Kraft nach vorn und in das groteske Maul der eisernen Abscheulichkeit.
Ein grässliches, schrill kreischendes Geräusch durchschnitt die Luft, als das Feuer mit einem Mal kurz intensiver wurde, dann unkontrolliert zu allen Seiten spritzte, auch die Arme des Kolosses selbst traf, diese zum Glühen brachte und dann urplötzlich verebbte, während der gesamte Körper in Bewegung geriet. Das schrille Kreischen ging in ein sonores Brummen über, schüttelte den Kopf des Kolosses in unregelmäßigen Bewegungen hin und her, ehe eine heftige Explosion die Axt aus dem Kopf heraus schleuderte und selbst Xelestra den Stand raubte, sie nach hinten warf. Doch noch im Sturz zurück drehte sie sich mit aller Kraft, packte die hinter ihr befindliche Nikariu mit beiden Armen, zog sie fest an sich heran und rollte sich dann einige Meter weiter hinten so ab, dass sie die junge Paladina vor etwaigen Trümmern oder Angriffen schützen konnte.

„Was war das?!“ brüllte Vadarassar, der Nerakis vorerst in einigem Abstand gehalten hatte.
Kweezil hatte bis gerade noch das Fernrohr hoch gehalten und die Situation beobachtet, ohne ein Wort zu sagen. Nun jedoch lag es, auf seinen Schoß gelehnt, nutzlos in seiner Hand.
„Sie…sie hat mit ihrer Axt das vordere Hochleistungssamophlang zerstört. Der Koloss ist jetzt blind und sein Flammenwerfer zerstört.“
„Na das klingt doch hervorragend. Wenn sie das Ding besiegt hat, dann…“
„Wer hat etwas von besiegt gesagt?“ unterbrach Kweezil den Hexenmeister. „Das Teil hat noch drei weitere Waffensysteme. Und jedes hat eine eigene Energiequelle.“
Er hob wieder sein Fernrohr, sah, wie die Todesritterin langsam aufstand und Nikariu sowie den anderen Paladin hinter einen großen Felsen in Sicherheit zog. Nur wenige Momente später schnitt ein rot glühender Laserstrahl genau dort, wo sie noch Sekunden vorher gelegen hatte, eine tiefschwarze Bresche durch den Boden, krachten Minen gegen den Felsen und donnerten erneut Risse durch die Erde.
„Das Ding ist zwar blind, aber jetzt ist es dazu noch richtig sauer.“

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Kapitel 20 – Geschwisterstreit

Die ersten Sonnenstrahlen schoben sich über die felsigen Bergzungen, die das Brachland von Mulgore trennten und vertrieben sogleich den Schlaf aus den Blättern und Gräsern, der durch die Nacht Leave a Comment

Kapitel 19 – Krieg der Seelen

Um sie herum war alles kalt und dunkel. Kein einziger Lichtschein, nicht einmal das Schimmern einer fernen Reflexion, erhellte den Ort, an dem sie stand. Erst als sie an ihren Gürtel griff, eine Schriftrolle hervor brachte und die Finger darüber wandern ließ, die von ihrer Handschrift an Magie in das Pergament eingeschlossene Stück Papier freisetzte, erhellte das leicht bläuliche Glimmen die Dunkelheit und gab ihr somit endlich die Möglichkeit zu sehen, wo sie tatsächlich war. Doch auch das fahle, blaue Licht der Rolle reichte nicht, um die Umgebung tatsächlich angemessen erkennen zu können.
Steinerner Boden. Keinerlei Struktur, die irgendwie auffällig war. Im Gegenteil: Der Boden war völlig glatt, ließ jegliches Muster vermissen, spiegelte stattdessen in einem sanften Grau. Wände, die einen Raum begrenzen würden, sah sie im fahlen Licht, das von dem Papier zwischen ihren Fingern ausging, dagegen nicht. Auch eine Decke oder tragende Säulen, die diesen Raum oder was auch immer das war stützen mussten, sah sie nirgends. Und nicht nur das – eine unheimliche Stille drang an ihre Ohren. Eine Stille, die so betäubend und benebelnd wirkte, dass sie den unbän Leave a Comment

Kapitel 18 – Jetzt platzt die Bombe

Xelestra lag in einem der Betten, die in den äußeren Winkeln von Vadarassars Zelt untergebracht waren. Und auch wenn die anderen Novatian immer wieder zur Eile drängten, da ihr die Zeit davon lief, wirkte er schon fast beunruhigend gelassen, zog ihre Decke zurecht, ehe er mit der rechten Hand über Nase und Mund der Todesritterin strich.
Nur schwach spürte er noch einen Hauch von Atem, der ihr aus Mund und Nase glitt, ruckartig ging und lange Pausen zwischen den einzelnen, schwachen Stößen einlegte. Für jedes andere Lebewesen war dies ein Indiz dafür, dass die Seele gerade dabei war, aus dem Körper zu fahren. Doch hier war alles anders. Die Todesritterin war noch relativ jung, ihre Seele uneins und die Energien in ihr für den Zustand verantwortlich.
Dann legte Novatian seine Hand auf ihre Stirn, strich durch die filzige, verklebte Mähne der Todesritterin und schloss seine eigenen Augen.
„An’She. Helles Licht am Firnament. Auge, das uns Wärme schenkt. Lenke deinen Blick auf dieses Kind der Erdenmutter. Denn obgleich es selbst andere Pfade wählte als deine Boten, so ist sie doch ein Teil von uns.“ Flüsterte der alte Taure vor sich hin. 
„An’She. Unendliche Jägerin auf der Suche nach Mu’Sha. Schenke mir, deinem niederen Diener die Kraft, jenes dem Untergang geweihte Licht durch die Finsternis zu leiten. An’She…..“ flüsterte er weiter, wurde mit jedem Wort leiser, bis es nur noch in ein Genuschel überging. 
Einige Augenblicke schien es, als würde nichts geschehen. Gebannt starrten Vadarassar und Braunpelz auf das Geschehen, in das nur wenige Augenblicke später auch Nikariu eingriff, die hinter den beiden hervor trat, sich an die Seite von Novatian stellte und ganz so, als hätte sie es von vornherein nicht anders geplant, seine linke Hand mit ihrer Rechten ergriff, ehe sie mit ihrer linken Hand die ebenfalls linke Hand der Todesritterin umschloss. Leave a Comment

Kapitel 17 – Flucht durch den Nether

Schwindel hatte sie erfasst, umschlang sie und ließ ihre Sinne Karussell fahren, als sie mit einem Mal in einer fremden, ihnen unbekannten Welt auftauchten. Doch – war das hier überhaupt eine Welt? Festen Boden gab es scheinbar nicht und der Himmel sowie alles um sie herum veränderte ständig Farbe und Form, zerfaserte in feinen Nebel, nahm dann wieder feste Form an. Einzelne inselartige Felsbrocken drifteten umher, wurden von Wesen umkreist, deren bloßer Anblick Kweezils Gesichtsfarbe aschfahl werden ließ. Denn jetzt begriff er, wo sie waren.
Der wirbelnde Nether.
Eine Zwischenwelt, in der die Dämonen und die finstersten Kräfte, die er sich nur ausmalen konnte, heimisch waren. Ein Ort des Todes und der Verdammnis. Und genau in dem Moment, da er es laut aussprechen wollte, hatten ihn die Augen der Dämonen bereits erfasst, begannen große, pechschwarze Flügel die nicht vorhandene Luft davon zu schlagen und die massigen, unförmigen Körper in Richtung jener drei, die so ganz und gar nicht hierher gehörten, zu tragen.
„Hab ich euch!“ piepste eine schrille Stimme direkt neben Kweezil, der in ihre Richtung blickte und in die mit grünem Feuer gefüllten Augenhöhlen eines Teufelswichtels blickte, der nur geringfügig kleiner als er selbst war. Gerade noch wollte er nach seinen Waffen greifen, da hatte der Wichtel ihn schon mit einer Hand an der Stirn gepackt, griff mit der anderen die beiden Tauren an ihrer Mähne, während die übrigen Dämonen nur noch zwei Flügelschläge von der Gruppe entfernt waren.
Wieder verging die Existenz der drei in Flammen, verzehrte grünes Feuer ihre Körper und riss sie damit schlagartig aus dem Nether heraus, ehe sie ebenso schlagartig an anderer Stelle wieder aufschlugen.

Regen plätscherte auf das saftige Gras, in dem sie nun offenbar lagen. Wie lange sie unterwegs gewesen waren, wo sie dieser Wichtel und das Feuer hingeführt hatte – sie wussten keine Antworten auf diese Fragen. Und nur zu gerne hätten sie den Wichtel höchst selbst gefragt, doch sowohl Kweezil als auch Nikariu spürten die Spuren, die diese Art der Reise an ihnen hinterlassen hatte. Ihnen kam es so vor, als wäre ihr gesamter Körper von einer unbeschreiblich großen Anstrengung erschlafft und in sich zusammen gesunken. Selbst das Atmen schien ihnen in den ersten Momenten schwer zu fallen, was sich jedoch glücklicherweise binnen weniger Atemzüge wieder legte. Diese Zeit jedoch reichte für den kleinen Wichtel, um seinerseits von den dreien weg zu laufen und in ein Zelt zu stürmen, das ein wenig abseits von den dreien mitten in der Wiese stand.

„Ich denke nicht, das ich nach Orgrimmar gehen und mitkämpfen werde.“ Sagte Vadarassar mit ruhiger Stimme, hob dabei die Tasse Tee in seiner Hand und nahm einen kräftigen Schluck, ehe er wieder zu seinem Gast blickte.
Braline Donnerhuf. Eine zierliche, ernst drein blickende Taurendruidin, deren Robe mit einem feinen Blätterkleid bewachsen war und jedem so bereits von Weitem lautstark das Wort „Druide“ in den Verstand brüllte. Freunde nannten sie aufgrund ihres kastanienbraunen Fells schon früh Braunpelz. Und auch wenn ein Hexenmeister der wahrscheinlich widernatürlichste und unwahrscheinlichste Freund einer Druidin sein konnte, so war sie doch einer der ältesten und geschätztesten Freunde, die Vadarassar sich vorstellen konnte. Sie wiederum vertrat interessanterweise eben genau diese Ansicht ebenfalls, hatte sich trotz des aktuellen Kriegszustandes von Donnerfels hierher aufgemacht, um den Hexenmeister um Unterstützung zu bitten.
Mit einem tiefen Seufzen stellte sie die Tasse ab und ließ den Leerwandler, der vorher gänzlich bewegungs- und geräuschlos neben ihnen gestanden hatte, frischen Tee hinzu gießen.
„Ganz Mulgore macht mobil gegen Garrosh. Hamuul und die anderen Erzdruiden sind noch immer am Hyjal und helfen dabei, Nordrassil und seine Sprösslinge zu pflegen und zu beschützen – ich bin damit die ranghöchste Druidin und soll den Rest der Druiden…“
Sie atmete einige Male tief ein und aus, bliickte den Hexenmeister dann mit großen Augen an. „Selbst wenn die Unterstüztung der Blutelfen und Untoten rechtzeitig ankommt oder die Allianz….es wird ein Gemetzel werden. Wir brauchen jede Hand, jeden Magier, jede Hilfe, die wir bekommen können.“
„Ich werde mitkommen.“ Sagte Kyzaria, die über einem Buch versunken gewesen war und nun zur Druidin aufblickte. Im gleichen Atemzug schloss sie das Buch, legte es auf den Arbeitstisch des Hexenmeisters zurück.
„Garrosh folgt den Taten seiner Vorfahren. Jener Vorfahren, für die ich mich schon früher geschämt habe. Doch dieses Mal werde ich es nicht sein, die ins Exil geht.“ Dann sah sie hinüber zu Vadarassar.
„Was hält dich zurück, Bruder? Hast du Angst davor, ein paar alte Freunde ins Jenseits zu schicken?“
Erneut seufzte der Hexenmeister, lehnte sich in seinem Sitz zurück und schloss die Augen. Zu gerne hätte er jetzt die Dinge ausgesprochen, die ihm durch den Kopf gingen. Dinge wie die zahllosen Schlachten, die er bereits gegen so viele Bedrohungen Azeroths gefochten hatte, die Siege und die knappen Niederlagen, das Leid und der Tod geschätzter Freunde, denen auch die besten Heiler nicht mehr helfen konnten. Doch vor allem – und diesen Umstand hielt er besonders tief in seinem Inneren verschlossen – hatte er während seiner unzähligen Schlagen gesehen, was mit anderen Hexenmeistern mit der Zeit passierte, wenn diese zu oft, zu lange und zu stark Energien aus dem Nether kanalisierten und auf ihre Gegner warfen. Er hatte gesehen, wie diese mit der Zeit selbst zu Dämonen wurden, ihre Macht ins Unermessliche stieg, ehe sie ob dieser Macht entweder wahnsinnig wurden, sich gegen ihre eigenen Freunde wandten oder der Nether und die Energien, mit denen sie um sich warfen, sie einfach aufzehrte, bis nur noch ein Häufchen Asche übrig blieb. Auch ihn würde so ein Schicksal ereilen, wenn er die dämonischen Kräfte zu häufig und zu stark anrief und sie gegen seine Feinde einsetzte. Doch er war noch wach, seiner Macht noch bewusst genug, um zu erkennen, dass er da mit seinem eigenen Leben spielte.
„Ich habe genug Leid erlebt. Da muss ich nicht…“
„MEISTER! SIE SIND WIEDER DA!“ kreischte die schrille Stimme des Wichtels durch das gesamte Zelt, riss die Aufmerksamkeit von drei Augenpaaren geradezu an sich, während die kleine, in grünes Feuer getauchte Gestalt wild herum hüpfte.
„….später!“ endete Vadarassar und sprang von seinem Sitz auf, stürmte zum Eingang seines Zelts und hinaus.

Draußen angekommen weiteten sich seine Augen vor Entsetzen. Er erblickte Xelestra, die auf der Seite lag und der eine mächtige Axt tief in ihrem Rücken steckte, Nikariu, die von der Todesritterin scheinbar umarmt wurde und sich gerade mühsam aufzurappeln versuchte und schließlich noch den Goblin namens Kweezil, der seinerseits den Hexenmeister erblickte und mit leicht wankender Bewegung auf ihn zu stürmte. Doch der Hexenmeister ließ den Goblin einfach stehen, lief stattdessen zu den beiden Tauren.
„Niki – bist du in Ordnung?“
Die Paladina nickte langsam, hielt sich aber ihren linken Arm und verzog das Gesicht, kniff ein Auge zu. „Ja….ja, ich bin okay. Aber sie…“ 
„Ich kümmere mich um sie.“ Beschwichtigte Braunpelz, die hinter Vadarassar her gestürmt war und nun neben der Todesritterin auf ein Knie sank. Vorsichtig ließ sie ihre Finger über den Körper der Taurin wandern, schloss dabei die Augen und konzentrierte sich auf die Lebensenergien, die jeder Druide instinktiv in allen Lebewesen spüren konnte.
Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann trat sie einen Schritt von der Todesritterin zurück, blickte zuerst Nikariu, dann den Hexenmeister an. Ihr Blick war finster.
„Sie stirbt.“
„WAS? NEIN!“ brüllte Nikariu, der gerade noch von Vadarassar auf geholfen wurde und den sie nun mit ihrem rechten Arm entschlossen zur Seite stieß, die Druidin böse ansah.
„Kannst du denn nichts tun?“ fragte seinerseits Vadarassar besorgt. Doch die Druidin schüttelte langsam den Kopf.
„Sie hat zu viele schwere Wunden. Ihre Lebensenergien verblassen schneller als ich sie wieder stärken kann. Wenn sie zu schwach werden….“
„Was dann?!“ rief erneut die junge Paladina. „Was passiert dann?“
„Dann wird ihre restliche Lebenskraft von den unheiligen Mächten in ihr übermannt und gänzlich aufgezehrt. Übrig bleiben nur noch unheilige Energien. Wie in einem Ghul.“ Erklärte Vadarassar der jungen Paladina die aussichtslose Lage. Doch die schüttelte nur den Kopf, blickte dann entschlossen zu der Orcmagierin, die sich gerade ein heftiges Wortgefecht mit dem Goblin lieferte. Offenbar verlangte er lautstark, endlich bezahlt zu werden.
„Heilige Energien könnten sie retten. Heilige Energien von An’She. Mein Orden kann ihr sicher helfen.“ Rief sie laut. Doch erneut schüttelte Braunpelz den Kopf.
„Die Sonnenläufer sind fast alle bereits in Richtung Klingenhügel aufgebrochen. Und selbst wenn du noch jemadnen finden würdest und dieser sogar helfen wollen würde – es ist zu spät. Ihr bleiben nur noch wenige Stunden. Wenn überhaupt.“
Nikariu schloss die Augen, wischte sich mit der rechten Hand die Tränen, die langsam an ihren Wangen hinab flossen ab, schritt dann näher an Braunpelz heran. Erst jetzt, da sie voreinander standen erkannte man den Größen- und Altersunterschied wirklich deutlich. Sicher, Braunpelz war für Taurenverhältnisse klein und zierlich gewachsen. Doch Nikariu war noch kleiner, blickte aber aus wesentlich reiferen, leuchtenden Augen zu der Druidin hinauf.
„Sie hat mein Leben gerettet. Zweimal. Bitte – es muss doch einen Weg geben.“
Einige Augenblicke erwiderte die Druidin den Blick der jungen Paladina vor sich. Und ja, sie wusste nur zu gut um die Bedeutung der Todesritterin für die Paladina. Mehr noch, als diese sich selbst bewusst sein mochte. Doch sie wusste auch, dass das Unterfangen aussichtlos war. Die Chancen waren quasi nicht vorhanden und selbst wenn sie Erfolg haben mochte und jemanden von ihrem Orden mitbringen würde, wäre es immer noch riskant.
Dann aber seufzte sie, sank erneut auf die Knie neben Xelestra, strich über die Klinge der Axt, die tief in ihren Rücken eingedrungen war. Vorsichtig umschlossen ihre Hände den Griff der Axt, versuchte sie die massive Klinge vorsichtig aus dem Leib der Todesritterin zu ziehen. Doch zu ihrem Ärger war die Axt schlicht zu schwer, als dass sie diese auch nur einen Millimeter hätte bewegen können.
„Warte, ich helfe dir.“ Rief Nikariu, schritt um die Druidin herum und legte ihre rechte Hand um den Griff. Dann zog sie ihrerseits und war verblüfft, wie leicht die Axt doch tatsächlich war. Verständnislos blickte sie auf die Druidin, die von der Klinge abließ und ihrerseits die Paladina anstarrte. Dann war die Klinge, deren Schneide und Spitze derart tief in den Körper von Xelestra eingedrungen war, dass sie fast den vorderen Teil ihrer Rüstung erreicht hätte, allein in der Hand von Nikariu, die die Axt mit einer Hand leicht und locker zu Vadarassars Zelt brachte und davor in den Boden stieß. Die Tatsache, dass die Schneide problemlos unzählige Steine im Boden entweder beiseite stieß oder gar durchschlug zeigte ihr aber, dass sie offensichtlich doch ein ordentliches Gewicht zu besitzen schien. Warum sich die Klinge aber dennoch in ihrer Hand so leicht angefühlt hatte…sie verstand es nicht.
Braunpelz ihrerseits hatte sich schnell wieder der Todesritterin zugewandt, ließ ihre Heilkräfte wirken Leave a Comment

Kapitel 16 – Höllschrei again

Lautes Tosen von massiven Ketten, die aus ihrer Verankerung gerissen und über den Boden gezogen wurden, füllte die hohe, weitläufige Halle, die noch vor wenigen Wochen verborgen in den dunklen Tiefen des Tals der Blüten gelegen hatte. Laute, kehlig klingende Befehle schnitten durch die Lärmkulisse, die von Dutzenden schwer gerüsteter Orcs in einer zwar chaotischen, aber dennoch irgendwie synchronen Choreographie mündete.
„Bewegt euch! Diese Ketten werden in Orgrimmar benötigt, um unsere neue Waffe zu verstärken!“ brüllte eine der Wachen, die von Höllschrei höchst selbst dazu auserkoren worden war, das Chaos so weit zu ordnen, dass seine Befehle zu seiner Zufriedenheit ausgeführt wurden, während er sich um seine unerwünschten Gäste kümmerte.
Diese Gäste waren zwei Pandaren, die, umgeben von vier Wachen, vor ihm auf dem Boden knieten, während er sich am Leid des Dickeren der beiden ergötzte. Eine lange, tiefe Wunde zierte dessen Brustkorb, aus dem stoßweise Blut drang und an ihm hinab lief, während eine jüngere, schlankere und weibliche Pandarin ein Bündel Bandagen gegriffen hatte und diese nach Kräften auf die Wunde zu drücken versuchte, während ein grünlicher Schimmer um ihre Hände waberte. Wäre sie geübter gewesen, hätten die Ströme, die sie zu wirken versuchte, die Wunde binnen weniger Sekunden zumindest so weit verschlossen, dass die Blutung zum Erliegen gekommen war. Doch dazu war sie zu jung, zu unerfahren, hatte außer in ihren ersten Trainingslektionen nie wirklich Heilungszauber gewirkt. Ihre Ausbildung stand erst am Anfang – und nun fürchtete sie, dass ihr ein baldiges Ende drohen mochte.
„Lass….ich habe…versagt….“ Versuchte der größere der beiden Pandaren die jüngere Pandarin davon abzuhalten, die Wunde weiterhin zu behandeln. Höllschrei indes stand amüsiert vor den beiden, hielt die Axt drohend in Richtung der Pandarin und wies sie an, mit dem weiterzumachen, was sie dort tat.
„Oh nein, alter Mann. Ihr werdet leiden und sehen, wie die Macht der Horde ALLES beherrscht. Ihr werdet erst sterben, wenn ICH es euch GESTATTE!“
„Kriegshäuptling. Die Soldaten haben ein Problem mit den Verankerungen. Sie scheinen etwas festzuhalten, das…“ begann der Orc, der noch eben im Zentrum des Raums gestanden hatte, um die übrigen Soldaten zu koordinieren. Doch statt sich die Bedenken seines Untergebenen anzuhören, drehte Höllschrei lediglich den Kopf in seine Richtung und brüllte ihn mit voller Lautstärke an.
„MICH INTERESSIEREN DIESE VERANKERUNGEN NICHT! BEFOLGT EURE BEFEHLE!“
„Ja, Kriegshäuptling!“ entgegnete der Soldat schnell, hob die Faust und hämmerte sie sich auf die Brust. Das Letzte, was er wollen konnte, war Höllschrei zu verärgern. Allerdings reichte schon das bloße Überbringen einer Nachricht, die ihm nicht gefiel, schon aus, um Höllschrei EXTREM zu verärgern. Und derartiger Ärger endete für den Boten generell tödlich. Also wandte er sich um, rannte zu den Soldaten und wies sie an, auch die Verankerungen aus dem Boden zu reißen und durch das riesige Magierportal, das von zwei Magiern offen gehalten wurde und direkt in die Tiefen Orgrimmars führte, zu verfrachten. Warum es ausgerechnet diese Ketten sein mussten, verstand er indes ebenso wenig wie die Tatsache, dass Höllschrei dafür seine Krieger und nicht die Peons bestimmt hatte. Einige der Dunkelschamanen hatten zwar etwas von einem Sha, das die Ketten erfüllen würde und hier in dieser Kammer besonders stark war gefaselt, doch derlei Unsinn interessierte ihn nicht. Für ihn und alle anderen Krieger ging es eigentlich nur darum, Befehle auszuführen, die von Klingen, die in Körper geschlagen wurden handelten. Darin waren sie gut, das war ihre Bestimmung und darin gingen sie auf. Das Schleppen von schweren Metallketten indes gehörte nicht zu den Dingen, die sie gerne verrichteten.

Der Gang erinnerte eher an einen Minenstollen denn einn validen, normalen Durchgang. Offensichtlich hatte jemand diesen Ort hier bewusst unter unzähligen Metern Erde vergraben, damit weder die Pandaren noch sonst jemand ihn jemals finden würden. Dummerweise aber hatte derjenige offenbar nicht mit der Beharrlichkeit eines Orcs gerechnet, der wahnsinnig genug war, sein eigenes Volk ins Verderben zu führen. Denn ansonsten wäre sicher mehr zum Schutz aufgeschüttet worden, als einige Meter Erde.
Xelestra musste sich an einigen der Holzbalken ducken, um sich nicht den Kopf anzuschlagen, blickte dann hinter sich und zu den beiden Paladinen, die schon aufgrund ihrer niedrigeren Körpergröße weniger Probleme mit dem Stollen hatten. Allerdings sah sie bereits bei einem flüchtigen Blick, dass sie sich hier ganz und gar nicht wohl fühlten.
Der Goblin indes hüpfte fast schon unbeschwert umher und wirkte auf sie, als wären derartige Stollen sein natürliches Zuhause. So gab er ihr auch keine Widerworte, als sie ihn kurzerhand voraus schickte, um nach eventuell noch vorhandenen Wachen Ausschau zu halten.

Eine logische Entscheidung der Todesritterin, ihn nach vorn zu schicken. Keine, auf die er stolz war und auch keine, die er sich selbst ausgesucht hätte, aber die einzig logische Entscheidung, wie Kweezil feststellen musste. Immerhin gab der Stollen, der wie im Zickzack und offensichtlich unter Anleitung von Goblinbergbauern entstanden war, mit seinen Nischen genug Deckung, damit er von Ecke zu Ecke huschen konnte, ohne gesehen zu werden, während er seinerseits selbst voran spähen konnte.
Ein Gedanke huschte durch seinen Kopf. Der Gedanke, sich einfach in einer dieser dunklen Nischen zu verstecken, zu verweilen und nicht aufzutauchen, bis die drei Tauren an ihm vorbei marschiert waren, um dann schnurstracks in der entgegengesetzten Richtung wieder zu verschwinden. Dann jedoch erinnerte er sich an die Abnormitäten, die draußen über sie hergefallen waren, den langen Weg zurück zum Schrein und die Allianzler, die von den Veränderungen im Tal zweifelsohne ebenfalls Wind bekommen und ebenso wie die Horde ein Großaufgebot entsandt haben mochten, um die Verderbnis zu bekämpfen und deren Ursprung zu ermitteln. Das er keinem von beiden so wirklich in die Arme laufen wollte, war klar – einzig unklar war, welcher von beiden ihn schneller und schmerzhafter ins Jenseits schicken würde.
Also seufzte Kweezil, schlich weiter voran und kam bald schon ans Ende des Stollens, der in eine große Halle mündete.
Große Halle? Guter Witz – die Beschreibung „gross“ reichte nicht einmal ansatzweise, um die Ausmaße dieses Raums zu beschreiben. Ein schneller Blick in alle vier Ecken des Raumes bekräftigte seine erste Einschätzung, dass der Schrein der zwei Monde mit seinen drei Stockwerken offensichtlich problemlos in dieser Hallte Platz gefunden hätte. Leicht links von ihm ragten zwei massive Türen auf, deren Erbauer entweder turmhoch gewesen sein mussten, oder dringend etwas kompensieren mussten und dies durch schiere Größe der beiden mächtigen Pforten taten. Die Tatsache, dass die Türknäufe in über fünf Meter Höhe und in passender Größe angebracht waren, legte jedoch eher Ersteres als Antwort nahe. Knapp hinter der Tür und auf dem Podest, von dem aus zahllos viele Treppen hinab in die eigentliche Halle führten, stand ein einzelner Orc und hielt scheinbar Wache, beobachtete den Stollen, in dem sich Kweezil noch versteckt hielt. Die Tatsache, dass er sich noch nicht bewegte und eher gelangweilt auf seine Axt gestützt auf dem Treppenabsatz stand, ließ Kweezil davon ausgehen, dass er ihn tatsächlich noch nicht erspäht hatte. Allerdings würde er zweifelsohne Alarm schlagen, sobald er auch nur einen von den vieren, die gerade in dem Stollen unterwegs waren, sehen sollte. 
Kweezil blickte hinter sich, sah, dass die drei Tauren wohl nur noch ein oder zwei Minuten brauchen würden, ehe sie nicht nur in Sicht-, sondern auch in Hörweite des Orcs kommen würden. Also zog er einen kleinen Wurfdolch aus seinem Gürtel, griff an ein kleines Fläschchen und schraubte vorsichtig den Deckel ab. Dann ließ er die dünne, leicht hohle Klinge des Dolchs in die nun offene Flasche sinken, ehe er das Fläschchen wieder äußerst vorsichtig verschloss und verstaute. Erneut blickte er sich um, griff dann mit der linken Hand nach einem kleinen Stein und warf diesen im hohen Bogen über den Orc hinweg auf die Treppe.
Vom Aufschlag des Steins aus seiner Lethargie gerissen, wirbelte der Orc herum und starrte in die Richtung, aus der er den Aufschlag des Steins gerade noch gehört hatte. Nur Augenblicke später spürte er bereits, wie etwas Eiskaltes seinen Nacken traf und einen spitzen, brennenden Schmerz durch seine Adern schickte. Doch gerade als er seinen Mund aufreißen und laut losbrüllen wollte, fühlte er eine schlagartige, ihm bis dahin völlig unbekannte Enge um seinen Brustkorb und seinen Hals. Unfähig, auch nur einen Pieps von sich zu geben oder gar zu atmen blieb er wie angewurzelt stehen, packte sich mit einer Hand an seinen Hals, während seine Lungen verzweifelt nach Luft rangen.
Grünweißer Schaum quoll aus seinem Hals und zwischen seinen Hauern hinaus, ehe die Welt vor seinen Augen in Schwärze verschwand und ihm die Beine versagten. Dann stürzte er vornüber die Treppe hinab, schepperte hinunter und blieb schließlich leblos am Fuße der Treppe liegen, während Kweezil die Augen zukniff und auf die Zähne biss.
Verdammt. Sein teuerrstes Gift und dieser Trottel musste ausgerechnet nach vorn hin umkippen. DEN Krach von einem gerüsteten Orc, der die komplette Treppe runter stürzte, hatte nun zweifelsohne jeder andere Orc in der Halle und allen angrenzenden Räumen gehört. So wandte er sich um und lief den Tauren schnell entgegen, um sie zu warnen.

Tatsächlich hatte das Scheppern nicht nur die Orcs, sondern auch die beiden Pandaren erreicht, die sich verwundert ansahen. Binnen weniger Augenblicke waren Befehle in den Raum gebrüllt worden und lief ein Dutzend der Wachen in Richtung des Geräuschs, um nach dem Rechten zu sehen, während die anderen ihre Arbeit auf Geheiß von Höllschrei beschleunigten und die Reste aus dem Boden rissen.
Die Krieger rannten im Dauerlauf auf den unteren Treppenabsatz zu, erblickten dort den leblos am Boden liegenden Kameraden und starrten umher. Erneut wurden Befehle gebrüllt und teilten sich die Orcs in einzelne Gruppen auf, um die Verstecke innerhalb der großen, offenen Halle zu durchsuchen. 
„Ihr drei – geht dort links lang! Und ihr vier dort nach vorne. Der Rest – mir nach!“ grunzte einer der Krieger. Doch gerade als er den Kopf wieder nach vorn richtete und voran marschieren wollte, blickte er unmittelbar in die Klinge der Todesritterin, die die Spitze ihrer Axt nur wenige Zentimeter vor seine Nase hielt. Ihr Blick war kalt und wenn überhaupt, dann nur von Entschlossenheit geprägt. Etwa vier Schritt hinter ihr standen die beiden Paladine, die ihrerseits ihre Waffen gezogen hatten – bereit, um sich gegen etwaige Feinde zu verteidigen.
Der Orc verzog sein Gesicht zu einem bösen Grinsen, hob seine Axt und setzte an.
„Angriiiippfpfpfpff…..“ begann er den Schrei, der mittendrin durch einen gezielten Streich der Todesritterin unterbrochen wurde, als sie die obere Hälfte seines Kopfes mit einem Schlag zu Boden schickte. Doch der Ausruf hatte gereicht, damit die übrigen elf Orcs ihre Waffen zückten und auf die drei Tauren einstürm Leave a Comment

Kapitel 15 – Duell der Todesritter

Deutlich wies die Todesritterin ihre drei Gefährten an, an Ort und Stelle zu warten, während sie mit festem Schritt auf den Höhleneingang und den davor stehenden Orc zuschritt. Dieser, durch seine Rüstung selbst aus der Ferne als Todesritter identifizierbare Orc war natürlich niemand anderes als Khaled – jener Todesritter, der bereits im Schrein auf alles andere als einen freundlichen Eindruck gemacht hatte. Und auch jetzt blickte er nur grimmig zu Xelestra, die den Blick mit ebenso grimmigem Blick erwiderte.
„Du hättest deinen Auftrag erfüllen sollen. Dann hättest du länger gelebt.“ Schnaubte Khaled bereits, als Xelestra gerade erst in Hörweite kam. „Wen willst du noch alles verraten? Zuerst einen Stamm, dann die Grimmtotem, den Lich-König, die schwarze Klinge und dann schließlich den Kriegshäuptling und die Horde als Ganzes. Wann verrätst du deine Haustiere da hinten?“
Sie biß sich auf die Zunge. Natürlich hatte sie in der Vergangenheit viele Fehler gemacht. Fehler, deren Tragweite sie nie hätte ahnen können. Fehler, die sie jeden Tag aufs Neue bereute, die sie jederzeit vermeiden und einen anderen Weg wählen würde, wenn sie denn nur die Chance hätte, es zu tun. Doch das konnte sie nicht. Sie hatte keine Möglichkeit, vergangene Fehler zu korrigieren oder sie auch nur gut zu machen. Alles, was ihr nur blieb, war zu verhindern, dass sie jemals wieder solche Fehler machen würde. 
Und für ihre Fehler zu büßen. 
Wortlos zog sie langsam ihre Axt vom Rücken, blieb im gleichen Atemzug aber gute fünf Meter von Khaled entfernt stehen, starrte ihn dabei starr an. Auch der Orc zog nun seine beiden Schwerter, bereitete sich auf den nun offensichtlich kommenden Sturmangriff vor. Zu seiner Verblüffung aber kam dieser nicht. Stattdessen rammte Xelestra ihre Klinge mit aller Kraft in den Boden, ohne dabei den Blick vom Orc zu nehmen.
„Du kapitulierst? Verrätst du am Ende sogar deine eigenen Ideale, deine Prinzipien, deine…“
„NIEMANDEN habe ich je verraten!“ donnerte die Todesritterin derart laut hervor, dass es selbst die Paladine in einiger Entfernung hören konnten. „Ich folge keinem, dessen Motive nur dem einen dienen. Und was dich angeht…“ fuhr sie fort, mit einem Finger der linken Hand auf ihn deutend, während sie mit ihrer Rechten das Kürschnermesser aus der Schnalle an ihrem Gürtel zog und es fest mit ihrer rechten Fast umklammerte.
„…für dich brauche ich nicht mehr als das hier.“
Dann stürmte sie voran, während Khaled sie zuerst verdutzt anstarrte. Sie griff ihn an. Mit einem Kürschnermesser. Einem kleinen, stumpfen, verdammten Kürschnermesser. War sie nun vollends wahnsinnig geworden?
Der Orc ließ sich diese ultimative Provokation nicht gefallen, hob seine Schwerter und stürmte der Todesritterin entgegen, holte zum Schwung aus und stieß ihr seine Schwerter in zwei großen Bögen geschwungen entgegen. Beide Schwerter klirrten lautstark – eines davon gegen das kleine Messer, das andere gegen die metallene Armschiene der Todesritterin, die mit unvermindertem Tempo auf ihn zu stürmte, dabei ihr linkes Knie hob und im vollen Lauf und voller Wucht in seinen Bauch rammte.
‚Verdammt.‘ dachte Khaled nur, als sich ihr Knie durch seine Rüstung tief in seinen Bauch bohrte, ihm die Luft nahm und ihn einige Meter zurück schleuderte. Eine tiefe, hässliche Beule verblieb im massiven Plattenpanzer, der seinen Körper nahezu vollständig bekleidete und schützte. Immerhin hatte dieser den Tritt, der ihm ansonsten sicherlich einige Rippen gebrochen hätte, so abgefedert, dass er lediglich einige Atemzüge brauchte, um sich wieder zu fangen. Und das tat er auch, riss sich vom Boden auf und stürmte erneut auf die Todesritterin zu, die Schwerter diesmal in geschlosseneren Bögen gen ihren ungeschützten Hals schwingend. Dann spürte er den Nachteil seiner Rüstung überdeutlich: Trotz ihrer Größe und der Tatsache, dass sie eine verdammte Taurin war, bewegte sie sich mit ihrer leichten Plattenrüstung deutlich schneller, wich den Stößen von Khaled geschickt aus, schaffte es gar, ihn zu umtanzen und die Schläge nahezu alle zu parieren, die trotz dieser Agilität Treffer geworden wären. Gleichzeitig aber schützte die Rüstung von Khaled ihn vor den Stößen und Schlägen mit Faust und Klinge, die gegen ihn gerichtet worden waren.
Ein Patt. Das hätte auch Xelestra klar sein sollen – da war sich Khaled absolut sicher. Doch auch er hatte keine Möglichkeit, Xelestra mit fairen Mitteln zu besiegen. Fairness aber war noch nie seine Domäne gewesen. Alles was er tun musste war warten und beobachten, um auf eine Gelegenheit zu warten, damit er als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen würde.
Überraschend schnell erkannte er seine Chance in den Bewegungen, die Xelestra da vollführte. Denn so grazil und geschickt sie sich auch wandte, so auffällig war es doch, dass sie offensichtlich mit voller Absicht einige Drehungen und Bewegungen vermied und stattdessen lieber riskierte, dass einer der Schläge von Khaled ihre Armschiene oder einen anderen Teil ihrer Rüstung traf. Zuerst hatte Khaled an einen Zufall geglaubt, machte dann aber einige Schritte zur Seite, um eine Drehung und das Neigen nach Rechts bei ihr zu provozieren. Doch wieder vermied sie genau diese Bewegung, schonte offensichtlich ihre rechte Seite und alles, was Brust und Bauch auf ihrer rechten Seite zu sehr streckte oder stauchte.
Ein Plan war in seinem Kopf gereift. Wieder schwang er seine Schwerter in Richtung ihres Halses, zielte auf ihren linken Arm und wirbelte dann einmal um seine eigene Achse, als er sah, wie seine Schläge von ihr problemlos pariert wurden, zog seine Schwerter zurück, drehte eines von ihnen in seiner Hand um und donnerte dann mit all seiner Kraft den Griff des rechten Schwertes in ihre rechte Flanke. Es knirschte einmal laut, als er spürte, wie eine offensichtlich angeknackste Rippe unter seinem kräftigen Schlag brach, die Todesritterin einmal laut ächzte, nach hinten stolperte und die linke Hand auf ihre rechte Flanke presste, während sie auf ein Knie sank. Khaled indes hielt seine Schwerter triumphierend in Richtung ihres Halses.
„Du bist eine exzellente Kämpferin. Aber du bist zu stur, zu aufbrausend, zu eigensinnig.“
Xelestra blickte zu Boden, wirkte, als hätte sie heftige Schmerzen. Dann aber hob sie ihren Kopf, starrte Khaled direkt an. Der stutzte ob ihres Gesichtsausdrucks.
Kein Schmerz, keine Trauer, keine Wut. Nur Entschlossenheit…und war das ein Grinsen, das da von ihren Mundwinkeln angedeutet wurde?
„Und du bist zu leichtgläubig.“ Knurrte sie, ehe sie in einer einzigen, fließenden Bewegung zu explodieren schien. Mit einem einzigen Schwung ihrer linken Hand, die von ihrer Flanke weg schnellte, wischte sie die Schwerter vor sich weg, hob ihre rechte Hand, zur Faust geballt, in Richtung von Khaleds Schädel, stieß sich mit aller Kraft vom Boden ab und donnerte ihre Faust so mitten in das verdutzte Gesicht des Orcs, fühlte nun ihrerseits das Knacken von Knochen unter ihrer Hand, während der Orc mit Schwung nach hinten flog, in der Luft einen halben Salto machte und mit dem Gesicht nach unten im Dreck landete.
Khaled stöhnte, wollte sich wieder aufrappeln, stemmte sich auf seine Hände, die noch immer seine Schwerter umklammerten. Dann fühlte er ein heftiges Brennen in seiner linken Hand.
„Bleib unten!“ schnaubte Xelestra, die neben ihn getreten war und einen ihrer Hufe mit aller Kraft auf seine linke Hand gedonnert hatte. Unter den metallbeschlagenen Hufen brachen die feinen Hand- und Fingerknochen der linken Hand wie dünne Äste. Dann bückte sich Xelestra, griff das Schwert des Orcs und wog es in einer Hand.
„Wenn du mich tötest, dann tu es schnell.“ Grummelte der Orc durch den Matsch hindurch.
„Wenn ich dich hätte töten wollen, dann hätte ich meine Axt benutzt.“ Schnaubte Xelestra zurück, umfasste dann den Griff der Klinge mit ihrer rechten Hand. „Das hier ist besser.“
Mit diesen Worten stieß sie die Klinge senkrecht auf seine rechte Schulter, flührte sie dabei geschickt zwischen den einzelnen Panzerplatten, die Brust- und Armrüstung verbanden, hindurch, ehe sie das Schwert mit aller Kraft nach unten drückte. Tief schnitt das Schwert in die rechte Schulter des Orc ein, der den Schmerz deutlich spürte, den Schrei jedoch unterband. Doch statt hier zu enden schob sie die Klinge tief und tiefer, bis schließlich das Heft der Klinge auf der Rüstung auflag und die Klinge durch seine Schulter hindurch vollständig im Boden verschwunden war. Erst jetzt nahm sie ihren Huf von seiner linken Hand, trat einige Schritte zurück, wobei sie das andere Schwert etwa zwei Meter weg und damit aus seiner Reichweite trat.
Khaled starrte wütend zu ihr nach oben, sah jedoch nicht viel mehr als ihre Gürtellinie. Als sie das sah ging sie in die Hocke, legte ihre Hände auf die Knie und blickte ihn so von oben herab mit zufriedenem Blick an.
„Bring es zu Ende!“ schnaubte er sie an.
„Nein. Du wirst leben und du wirst erzählen, was passiert ist.“
„Den Teufel werde ich.“
„Deine Entscheidung.“ Entgegnete Xelestra, erhob sich und beugte sich dabei provokant über die vorher geschonte, verletzte rechte Seite, ohne auch nur ansatzweise zu zucken, schritt zu ihrer Axt, zog sie aus dem Boden und blickte dann zu ihren drei Begleitern, die trotz ihrer klaren Worte mittlerweile näher gekommen waren. Nikariu und Kweezil schauten teils stolz, teils besorgt zu der Todesritterin, während Kared er ernstere Miene auflegte.
„Du hast ihn nicht getötet? Normalerweise sind Todesritter….“
„Normalerweise?“ fragte Xelestra nur, ohne die Frage abzuwarten oder gar richtig zu beantworten.

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