Es wird ja immer wieder schön von „Emanzipation“ und „Gleichbehandlung“ referiert und gesagt, diese und NUR diese wäre DAS Nonplusultra. Allerdings empfinde ich genau das als einen der größten und wahrscheinlich gefährlichsten Fehler in unserer Gesellschaft. Denn nein, wir sind mitnichten gleich.
Hier ein Beispiel: Ist es genau so schlimm, wenn ein 40jähriger Mann auf eine Herdplatte fasst, wie ein 3jähriges, kleines Mädchen? Die Verletzung, die daraus resultiert, ist doch die Gleiche?
Oder: Ist es genau so schlimm, wenn ein 8jähriger Junge einen Fußball durch eine Fensterscheibe kickt, wie wenn ein 21jähriges Mädel das täte?
Oder: Ist es ähnlich zu sanktionieren, wenn ein normaler Zivilist in einer Selbstverteidigungssituation dem Gegner einen Schlag derart vor den Kopf hämmert, dass der Gegenüber bleibende Schäden davon trägt, oder ist es schwerwiegender, wenn ein Profi-Kampfsportler dies tut, der genau weiß, was er da macht?
Drei Situationen, die jeweils unterschiedliche Rahmenbedingungen vorgeben. Drei Situationen mit jeweils DERART hart unterschiedlichen Ausgangslagen, bei denen wir schon aus dem Bauch heraus direkt eine eindeutige Aussage treffen, in denen auch unser Gesetz relativ eindeutig ist.
Und dennoch widersprechen alle drei Beispiele und das Bild, das wir von der Gewichtung jeweils haben, dem Gleichbehandlungsgrundsatz. Denn nach DEM sollte man das Kind genau so behandeln, wie den Erwachsenen, sollte man den Jungen so bestrafen, wie die junge Dame und den einen Laien so hart wie den Profikampfsportler. Aber wir wissen: Das funktioniert so nicht, das ist so ungerecht, das passt nicht.
Die logische Konsequenz: Das Konzept der „Gleichbehandlung“ gehört in Summe auf den Prüfstand, idealerweise gänzlich auf den Müll. Denn auch wenn der Grundgedanke vielleicht nobel war, ist er zwar simpel, aber gewiss nicht gerecht.
Eine GERECHTE Betrachtung berücksichtigt die jeweiligen Umstände und Besonderheiten des jeweiligen Gegenübers. Und hier sollte man sich auch nicht von vermeintlichen Berufsbezeichnungen, von Titeln oder Ähnlichem blenden lassen – denn genau diese Umstände können viel zu schnell dazu führen, dass man doch wieder aus der gerechten Sichtweise abdriftet.
Ja, es mag schon sein, dass die Ärztin von dir studiert hat und viel Ahnung hat. Aber sie ist nun einmal Zahnärztin und hat somit keine Ahnung, wie man eine Nierenkolik zu behandeln hat. Man kann ihr höchstens zugestehen, dass sie eine bessere Ahnung und systematischere Methodik beherrscht, anhand der sie Symptome einordnen könnte. Operieren lassen würde ich mich von ihr dennoch lieber nicht.
Und ein Professor für Kolbenmotoren und Verbrennungsmechanik in Dieselmotoren mag in seiner kleinen Insel des Wissens wirklich eine absolute Kompetenz sein, weiß aber bei Fragen zum Thema Klima und Auswirkungen auf das Ökosystem in etwa so viel, wie der Fleischer von der Herstellung von Seidentofu.
In all diesen Fällen gilt also: Je nach Thema hat man die Menschen anders zu behandeln, hat man ihre Aussagen, ihre Meinungen, ihre Kompetenzen und auch ihre Ansprüche anders zu gewichten. Tut man dies nicht, sondern behandelt sie alle einfach nur gleich und egalisiert, diskriminiert man indes die Wissenden und all jene, die tatsächliche Kompetenz besitzen bzw. erworben haben.
Deswegen behandle ich Menschen nicht gleich – und werde es auch niemals tun. Ich behandle sie gerecht, aber stets respektvoll.

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