Das Event von Tesla namens „We, Robot“ ist nun einige Tage her, ebenso die Schlagzeilen, die sich um dieses Thema herum in den Medien verbreitet haben. Und ich – der einerseits in der Elektromobilität, andererseits aber eben auch in KI, Automatisierung, autonome Systeme und generell dem futuristisch denkenden Ansatz drin stecke – habe jede einzelne dieser Schlagzeilen gelesen und mit dem Kopf geschüttelt. Weil: ALLE diese Artikel waren wirklich SOWAS von „deutsch“, dass es einen einfach nur fassungslos zurücklassen kann. Und warum, werde ich hier einmal erläutern.
Zunächst einmal die kleinen Dinge: Design und die Tatsache, dass da Dinge „von Menschen gesteuert“ wurden. Ein paar wirklich findige „Investigativjournalisten“ haben nämlich getitelt, die Designs wären ja dem Film „I, Robot“ (basiert lose auf dem gleichnamigen Buch von Asimov btw. – selbst DIESE Transferleistung haben die Journalisten nicht einmal geschafft!) inspiriert, würden den Film ja kopieren oder wären daran angelehnt.
Auf einem Event, das „We, Robot“ heißt, also die SELBE Syntax und 67% des Inhalts (wenn man das Komma als wesentlichen Inhalt mitzählt) mit übernimmt, somit selbst eine klare Andeutung auf den Film und die Denkweise sein soll. Mit anderen Worten: Die Autoren, die diese „Schlagzeile“ oder „Punchline“ formuliert haben, würden auch schreiben „Regen ist nass“ oder „draußen ist es im Winter kälter“. Gratulation zu dieser journalistischen Nicht-Leistung! Genau solche brillanten Geister im Journalismus werden es wohl sein, die als Erstes von ChatGPT ersetzt werden!
Dann kam natürlich der Vorwurf, es fände ja alles auf einem begrenzten Gelände statt, die Roboter würden gesteuert etc. – woraus Tesla und die Ingenieure auch offen KEINERLEI Hehl draus gemacht hatten, was den Anwesenden auf dem Festival JEDEM klar war und was NIE eine Frage sein sollte. Schließlich: WENN das alles schon so vollkommen fehlerfrei und autonom funktioniert, weshalb sollte man dann noch 2-3 Jahre bis zur Produkteinführung warten und von einer „Zukunft“ statt einem „Verkaufsevent“ sprechen? Oder hat einer dieser Wortjongleure schonmal VW, BMW und Co. gefragt, wo er denn das KONZEPTFAHRZEUG von der Automesse, auf der er gerade steht, MORGEN kaufen könne und dann, vollkommen desillusioniert und mit Wut im Bauch noch am selben Tag den Verriss ins Netz geblasen, dass die Autobauer ja nur Vaporware im Angebot hätten und nichts davon serienreif sei? Ganz ernsthaft: Wenn ihr zu blöd für euren Job seid, dann sucht euch was, das ihr könnt! Texte schreiben und veröffentlichen ist es indes offensichtlich nicht!
Mein absoluter Lieblingsartikel geisterte aber insbesondere durch die Journaille der „gebildeten“ Deutschen – da wird nämlich hinterfragt, was für eine Zielgruppe die Fahrzeuge denn bedienen sollen, wer das denn kaufen solle und welchen Sinn das denn haben könnte? Einer ging sogar so weit und meinte „ja, der Wagen ist ganz toll. Aber mir fehlt das Lenkrad!“. Hier zeigt sich, dass die Menschen ganz offensichtlich die grundlegende Vision dahinter mal so überhaupt nicht verstanden haben, dass das Event und der Kern an ihnen vorbei gegangen ist. Daher – insbesondere für jene, die meinen, sie wären intelligent (denen, die es wirklich sind, brauche ich es nicht zu erklären. Aber die können trotzdem gerne weiterlesen und sind auch eingeladen, sich via Kommentar zu beteiligen. Vielleicht lernen wir alle (auch ich) ja noch etwas Neues):
Diese Fahrzeuge sind NICHT als „Auto“ oder „Transporter“ für eine Familie gedacht. Sie sind als ERSATZ für die Taxi- und Uber-Fahrer gedacht, die als spontane Mobilitätsform mit dem ÖPNV konkurriert bzw. ihn ergänzt. Sie sind dazu da, die Vision, die während der Präsentation (hätte man mal bei aufpassen sollen, statt in den eigenen Verriss vertieft zu sein) dargestellt wurde, möglich zu machen: Eine Innenstadt, Ballungsgebiete etc. OHNE PARKPLÄTZE, die dennoch gut erreichbar bleiben. Einfach, weil die Fahrzeuge nicht PARKEN müssen. Denn JEDES Auto ist zu über 80% der Zeit ein STEHzeug, das auf dem Parkplatz, in der Garage, dem Parkhaus oder am Seitenstreifen STEHT und Platz verschwendet, sich die Lager und die Reifen eckig stellt. Wir leisten uns den Luxus, viel Blech und sonstige Ressourcen exklusiv für uns „auf Vorrat“ zu halten, weil wir die abstrakte Sorge haben, nicht zum gewünschten Zeitpunkt dort anzukommen, wo wir hin wollen/müssen. Genau diese Sorge und auch den Wunsch/Bedarf nach Mobilität sollen die autonom fahrenden Fahrzeuge lösen.
In der STADT (so man genau im Zentrum wohnt) braucht man (zumindest in Europa) sowas nicht zu fürchten – hier hat man ein großes U-Bahnnetz, Straßenbahnen, Trams, Busse. Doch bereits in den Außenbezirken der großen Metropolen wird das ÖPNV-Netz dünner, im Speckgürtel der Städte dünnt es immer weiter aus und auf dem Land ist es quasi nicht mehr vorhanden. Doch selbst im Zentrum verbringen Menschen unnötig Zeit damit, Netzpläne zu studieren, herauszufinden, welche Station denn am nächsten an ihrem eigentlichen Ziel dran ist, dann Fahrpläne, dann Tariftabellen – alles unnötige Zeit. Es ist sogar so komplex, dass es eine ganze Wagenladung an Apps gibt, um Licht in diesen Dschungel aus Informationen zu bringen. Und selbst diese Apps decken nie wirklich alles ab.
Taxis existieren schon seit Ewigkeiten und dienen dazu, Mobilität eben NOCH zugänglicher zu machen. Allerdings sind sie teuer und erfordern Menschen. Indem wir ein Fahrzeug nehmen, das vollautomatisch fährt, dies den ganzen Tag und ohne Pause leisten kann, das stets in der gleichen Qualität verfügbar ist, das man mit einer der Mobilitäts-Apps nutzen und somit in den übrigen ÖPNV integrieren kann, löst man die Netzschwäche des ÖPNV, macht die Mobilität für alle gleichermaßen verfügbar, ohne dass man auf das eigene Auto zurückgreifen muss. Ein großer P+R-Parkplatz könnte so durch eine kleine Aufstellfläche für diese autonomen Fahrzeuge ersetzt werden, die nur dann da sind, wenn man sie braucht, die einen nach Hause fahren, in die Kneipe, aufs Festival oder zum Sport. Jederzeit – und da man keinen menschlichen Fahrer mehr benötigt, auch unschlagbar günstig.
Das die Beschwerde, ein solches Fahrzeug „wäre mit Lenkrad besser“ kommt, zeigt, dass derjenige den Use-Case nicht verstanden hat, keinen Blick in die Zukunft besitzt und immer noch im Gestern feststeckt. So ist dieser Kommentar der fleischgewordene Beleg dafür, warum es in unserer Wirtschaft zu krieselt, warum unsere Autobauer und die Zulieferer gerade arge Probleme haben und weltweit kein Bein mehr auf den Boden bekommen. Denn auch sie stecken in genau dieser rückwärtsgewandten Denke fest, sehen nicht die Zukunft, haben keine Vision dessen, wo sie hin möchten. Es wird nur noch an den kurzfristigen Gewinn gedacht, an die Marge des nächsten Quartals. Langfristige Ziele dagegen – Fehlanzeige.
Wer aber keinen Blick auf die Zukunft hat, wer keine Pläne für das, was einmal sein wird, zumindest grob im Konzept besitzt, der hat auch keine Zukunft, wird diese Zukunft auch niemals erleben. Genau das sehen wir – denn die Zukunft klopft gerade an. Und unsere Wirtschaft ist noch nackt.

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