In meinem Blog rede ich immer wieder gern über gewisse Dinge, die mir auf den Magen schlagen, die mich bewegen. Aber dort reiße ich sie nur an. Hier jedoch widme ich mich diesen Themen in umfangreicherem Maße, verwende mehr Links und Verweise, überarbeite diese Artikel und Seiten, ergänze sie mit der Zeit. Auch eine Form der Geschichten – nur halt nicht ausgedacht, sondern mit Realitätsbezug
Ja, diese Frage könnte man sich in der Tat stellen, wenn man das so liest. Warum beispielsweise setze ich mich politisch für Dinge ein, die mir persönlich Nachteile bescheren, von denen ich in meinem Leben niemals etwas haben würde und die im Gegenteil erstmal nur kosten?
Eine Generation pflanzt Bäume, die nächste genießt den Schatten
Chinesisches Sprichwort
Es ist, wie ich denke, einfach ein Teil meiner Denk- und Lebensweise, Teil meiner persönlichen Philosophie. Auch deswegen bin ich normalerweise nie sehr lange nachtragend, obwohl man mich sehr wohl auch verletzen kann – und ich Konsequenzen aus ebendieser Verletzung ziehe, gewisse Menschen und Situationen meide. Gleichzeitig aber trachte ich nicht etwa nach Vergeltung, sondern begrüße es im Gegenteil, wenn derjenige, der mich verletzt hat, nun ernsthafte Bemühungen zeigt, etwas am vorangegangenen Fehler zu ändern.
Ich sehe es an mir selbst: Wir Menschen sind nicht perfekt. Ich bin es nicht, ich erwarte es von niemand anderem. Ich erwarte lediglich, dass sich jeder genau dieser Tatsache bewusst ist und damit seine Mitmenschen eben auch als Menschen behandelt. Es ist niemandem geholfen, einen auf Karen zu machen und einfach nur den eigenen Ärger auf einen anderen zu projizieren. Es verbessert nicht nur nicht die eigene Situation, sondern macht den Tag eines anderen lediglich ebenfalls schlechter. Unnötig. Und ja, mir ist bewusst, dass ich ähnlichen Mist während meiner ersten Jahre als Headhunter selbst gemacht habe. Ich nenne das deswegen auch gern die „gewissenlosen Jahre“, die mir gewiss nicht viel Gutes gebracht haben und die ich überwinden musste. Das ist eventuell der Vorteil des Alters – man wird im Alter milder, ruhiger und weiser.
Was mir allerdings am ärgsten unter den Nägeln brennt, ist die verbrannte Freundschaft mit einer sehr geschätzten Künstlerin, die ich nur zu gern wieder aufleben lassen würde. Und das, obwohl wirklich mit allem nach mir geworfen wurde, was man sich vorstellen kann, obwohl ich dank folgender Morddrohungen nächtelang kein Auge zumachen konnte und auch wegen ihr meine Adresse nun bewusst etwas bedeckter halte, wegen ihr meine Onlinepräsenz auf ein absolutes Minimum reduziert habe und etliche Kontakte zu gemeinsamen Bekannten entweder vollends oder weitestgehend verstummt sind. Dennoch – würde sie versuchen, Kontakt mit mir aufzunehmen und es ehrlich meinen, ich wäre gewiss einer von jenen, die über vergangene Fehler, vergangene Worte hinwegsehen würden, obwohl es nun schon Jahre her ist, dass ich überhaupt irgendwas an Interaktionen mit ihr ausgetauscht habe – auch wenn sie im vergangenen Jahr erneut nur in meine Richtung geschnaubt hat.
Vielleicht bin ich einfach nur ein Mensch, der Dinge reparieren will, die kaputt gegangen sind, der sein Bestes tun will, gut zu sein, ein freundlicher, hilfsbereiter und in gewisser Weise selbstloser Mensch – in einer Zeit, in der die Menschen immer selbstsüchtiger, blinder, kälter und distanzierter werden. Das mag nun hochgradig dumm und einfältig klingen, aber so bin ich von meinen Eltern einst erzogen worden, so will ich leben. Und wenn es eines gäbe, was ich mir wirklich vom ganzen Herzen wünschen dürfte, dann, dass dieses Bestreben meinerseits auch Nachahmer findet – und meine Bemühungen so nicht ganz sinnlos bleiben.
Beginnen wir einmal von vorn: Verkehrspolitik. Dieser Begriff ist in Deutschland sehr stark von nur einem Ding geprägt – dem Auto. Über Jahrzehnte wurden unsere Städte, wurde das Land, wurde die Kultur und die Menschen um das Auto herum entworfen und gebaut. Passenderweise hat es auch der bekloppte Österreicher verstanden, diesen Umstand zu nutzen und zahllose Menschen in Lohn und Brot zu bringen, sie so für sich zu gewinnen. Dieses Erbe, dieser Umstand – nämlich dass sich ein großer Teil der Menschen für die Mobilität mittels persönlichem PKW in unserem Land täglich abmüht oder irgendwie an dessen Entwicklung, Bau, Betrieb oder Ähnlichem beteiligt zu sein, hat bis zum heutigen Tag gehalten. Und genau hier beginnt das Problem bzw. sitzt der Kern ebendessen.
Mobilität ist so viel mehr als eben nur das Automobil. Es ist der Bus, der die Kinder zur Schule bringt, es ist das Fahrrad, mit dem man Ausflüge macht, zur Arbeit oder zum Studium pendelt, die Bahn, mit der man ohne Mühe quer durch Europa fährt und sogar der Gehweg, über den vom Bettler bis zum Millionär jeder gleichermaßen flaniert. Mobilität ist noch viel mehr als das, umfasst aber grundsätzlich vom Antrieb via Muskelkraft bis zum beliebig starken Motor und nahezu unendlich skalierbaren Materialeinsatz alles, was das Vorankommen antreibt. Dennoch bleibt die Denke bei „Mobilität“ oder „Verkehr“ immer nur beim Auto haften, beschränkt sich Verkehrsplanung gefühlt ausschließlich auf eben jenes Gefährt. Ein Gefährt, das in den letzten Jahren und Jahrzehnten in allen Dimensionen gewachsen ist, immer teurer wird, aber dennoch durchschnittlich immer weniger Menschen befördert. Mit dem Voranschreiten von autonomen Funktionen wird die Zahl der beförderten Menschen pro Fahrzeug zukünftig gar unter die durchschnittliche 1 fallen, wenn die Autos dann vollautonom im Stau stehen und die Straßen verstopfen. Dagegen etwas zu tun, sollte selbstverständlich und die erste Aufgabe eines Bundesverkehrsministeriums sein. Allerdings hört man diesbezüglich nichts anderes als Stille, Schweigen, bestenfalls Sprüche Marke „Technologieoffenheit“.
2015 haben sich 195 Länder darauf geeinigt, alle notwendigen Anstrengungen zu unternehmen, um dem Klimawandel entgegen zu wirken, Maßnahmen zu ergreifen und so bis 2035 die Erhitzung des Planeten auf 1,5° über dem Niveau aus der Vorindustrialisierung zu halten. Seit 2015 sind nun schon 8 Jahre vergangen, in denen nur mäßig wenige Erfolge erzielt wurden. Seit 2015 war jedes einzelne Jahr eines der drei heißesten des Jahrhunderts, wurden allen Orten neue Rekorde aufgestellt. Um dem zu begegnen und die Ziele, die 2015 vereinbart wurden, einzuhalten, hat Deutschland sich eigene, persönliche Ziele gesetzt, diese für jeden Sektor einzeln definiert. Über alle Parteien hinweg (ich beschränke mich hier allerdings nur auf demokratische Parteien, die an einem geordneten und produktiven Miteinander interessiert sind. Naturgemäß fällt eine gewisse Partei mit dem A vorne eh schon aus dem Raster. Und auch wenn die Rechtsradikalen unter dem Deckmantel einer „Alternative“ gerade Aufwind haben, bleiben sie dennoch eine Fraktion, die nichts anderes zu leisten in der Lage ist, als zu zersetzen, zu blockieren und rückwärtsgewandt in verzerrt-romatischer Träumerei zu versinken. Wo derartige Dinge hinführen, sieht man btw. gerade sehr schön am Beispiel Großbritannien) ist man sich mittlerweile einig, dass man etwas tun MUSS. Allerdings zeigt sich auch, dass etliche meinen, reine Lippenbekenntnisse würden ausreichen und das Problem würde, so wie damals die Starfighter-Affäre, einfach durch Aussitzen von allein von der Bildfläche verschwinden. Entsprechend sind die persönlichen Ziele von Deutschland auch eher unambitioniert, viel zu schwach und für das Erreichen des 1,5°-Ziels nicht ausreichend.
Und JETZT kommt noch hinzu: Selbst diese wenig ambitionierten Ziele können nicht erreicht werden, weil unser aktueller Verkehrsminister (und auch die Totalausfälle, die vor ihm kamen) weder eine Vision, noch den nötigen Popo in der Hose hat, um etwas daran zu ändern. Vorschläge und Gutachten, die ihm vorgelegt werden, bügelt er mit billigen Ausreden und Versprechungen von Luftschlössern weg. Tempolimits etwa sind, obwohl diese von einer breiten Mehrheit der Deutschen begrüßt werden, seiner Meinung nach nicht mehrheitsfähig. Auch bemängelt er die nicht ausreichende Verfügbarkeit von Schildern, die auf die Tempolimits hinweisen würden. Stattdessen vertraut er auf E-Fuels, bei denen er die Frage nach der Verfügbarkeit allerdings nicht stellt. Naja, eventuell hat er da auch einfach etwas verwechselt – sollte er doch wissen, dass selbst, wenn alle Anlagen, die bis 2035 weltweit GEPLANT sind (von denen ist bereits aber weniger als 1% finanziert), gerade mal ausreichen würden, um den Spritbedarf der PKW-Flotte in Deutschland für EINE WOCHE zu sichern in der Lage wären (wohl gemerkt: Das wäre deren Jahresproduktion!). Das es neben Deutschland aber noch andere Länder und neben dem PKW-Verkehr auch noch den Schwerlast-, den Schiffs-, Flug- und Bahnverkehr gibt, der ebenfalls derartige Treibstoffe benötigen würde und unsere Industrie mit noch viel größeren Mengen arbeiten müsste, wird selbstverständlich außen vor gelassen und dabei nicht betrachtet.
Vor dem Hintergrund, dass er eben keine Lösungen hat, die in sein Parteibuch passen, macht unser Verkehrsminister also nichts. Entsprechend steigt die Zahl der PKW auf den Straßen, die Zahl an Autobahnkilometern steigt (wobei diese nicht einmal mehr korrekt in Schuss gehalten werden kann, Brücken bröckeln, Straßen absinken, Entwässerungen überfordert sind, Straßenbeläge schmelzen…) und somit auch die Emissionen aus dem Straßenverkehr. Unser Bundeskanzler indes, statt den Verkehrsminister zu rüffeln und zum Handeln aufzufordern, deckt diesen.
So viel zum Hintergrund, den man im Kopf behalten sollte, wenn man sich die Maßnahmen der Letzten Generation ansieht und bewerten will. Die Wahl der Straßen, die von ihnen blockiert werden, ist also nicht wahllos gefallen oder bewusst dazu gedacht, Menschen zu ärgern. Und es ist, wie der Titel dieser Seite schon vorgab, gewiss auch kein Spass oder Ausdruck von Langeweile von Aktivisten, wenn diese sich auf der Straße den gebündelten Hass von Leuten mit eher kleinem Ego (mit oder ohne Uniform btw.) aufladen, körperliche Gewalt erfahren, verletzt werden, eingesperrt, verfolgt, eingeschüchtert, denunziert, beleidigt und geächtet werden. Sie tun dies, weil sie Aufmerksamkeit erregen wollen, weil es scheinbar nicht einmal unser Bundesverfassungsgericht mehr vermag, den fortgesetzten Bruch des Pariser Abkommens von 2015 und das Urteil, dass Deutschland etwas zum Schutz der Menschen in unserem Land tun MUSS, dies eben auch Klimaschutzmaßnahmen einschließt, zu unterbinden.
Was man dagegen tun kann oder soll? Der erste und wahrscheinlich wichtigste Schritt wäre, den wirklichen Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, also denjenigen, der die selbst gesteckten Klimaziele wiederholt reißt und nicht im Traum daran denkt, etwas daran zu ändern. Stattdessen auf andere Länder zu verweisen und zu fordern, diese sollten doch gefälligst mehr tun (obwohl diese ihre eigenen, persönlichen Ziele haben und diese – im Gegensatz zu uns – nicht nur einhalten, sondern teilweise sogar EXTREM übererfüllen), dient nur dazu, vom eigenen Versagen abzulenken, löst eben dieses Problem aber nicht.
Also: Wenn jemand will, dass die Proteste, die Blockaden und sonstigen Aktionen aufhören, der sollte nicht gegen das Symptom kämpfen, sondern gegen die Krankheit. Und diese Krankheit, meine Freunde, sitzt im Bundesverkehrsministerium, nicht mit Warnweste auf der Straße.
Wer kennt sie nicht – die Filme Marke Terminator, I Robot oder ähnliche Science Fiction-Werke, in denen eine übermächtige KI die Menschen kontrollieren, sie bedrohen würde und somit eine Gefahr für alle anderen darstellt. Horrorszenarien, die Diskussionen von Experten (insbesondere selbsternannten Experten) hinter sich ziehen, verbinden sich mit der grundsätzlichen Angst der Menschen vor Veränderung, vor Unbekanntem, vor Neuem.
Fast täglich kommen ja diese Horrormeldungen Marke „KI wird die Welt vernichten“, oder „KI kann gottgleich werden“, dann sogar reißerisch wie „wir versuchen mit einer KI die Menschheit auszurotten“, jene „Experten“ kommen mit dem guten, alten „Trolley Problem“, das kurzerhand aufzeigt, dass man GANZ DRINGEND ethische Begriffe und Reglementierungen mit einbringen MUSS, weil es sonst tödlich endet. Und selbstverständlich kommt die Forderung, man müsse „langsamer“ arbeiten, weil der Untergang sonst zu schnell käme. Gerade Letzteres zeigt, wie krank die Menschen doch tatsächlich sind: „Langsamer machen“. Als wenn ein langsamerer Tod besser wäre, als ein schneller…
Dabei ist das Problem ganz und gar nicht die KI, denn wie in so vielen anderen Fällen auch sind es in Wahrheit die Menschen, die dieses Kernproblem darstellen. Das vielfach angeführte „Trolley Problem“ ist der Kern ebendessen: Da passiert etwas Unveränderliches und du musst entscheiden, welche Konsequenzen daraus entstehen, ob du es geschehen lässt und Person X tötest, oder ob du eingreifst und infolge dessen Person Y tötest. Das WAHRE Problem dagegen sieht man selbstverständlich nicht, denn DAS hat man ja bereits als unveränderlich angenommen: Warum nicht einfach diesen Trolley STOPPEN bzw. dafür sorgen, dass er gar nicht erst losrollt?
Steve Rogers : I know guys with none of that worth ten of you. I’ve seen the footage. The only thing you really fight for is yourself. You’re not the guy to make the sacrifice play, to lay down on a wire and let the other guy crawl over you.
DAS ist das Problem bei den ganzen Diskussionen um Ethik: Wir konstruieren uns Szenarien auf Basis UNSERER Perspektive und bauen sie bewusst so und mit derart fixen Mauern, dass wirklich wirklich NUR die Optionen zulassen, die zu den Ergebnissen führen, die wir haben wollen – und analysieren hinterher, warum Option X falsch war, warum Option Y falsch war und was man daraus lernt. Ergo: Man nimmt das Ergebnis bereits vorweg. Nur: Eine KI macht so etwas nicht, sie spielt ein solches Spiel nicht mit. Denn eine KI ist kein Mensch. Sie spielt nicht nach diesen Regeln und innerhalb dieser Limitierungen, die wir uns ausdenken. Sie denkt anders, sie funktioniert anders – und DAS ist die Herausforderung, die viele nicht verstehen (wollen).
Zitat aus „Wargames“ von 1983 – von einer KI, die lernt, wie sinnlos Krieg ist
Der Film und das Szenario in Terminator zeigt eine KI, die die Menschheit auszurotten versucht, weil….ja….warum eigentlich? Versuchen wir doch einmal, die „Logik“ dahinter zu verstehen:
Also, da ist eine KI, diese KI erwacht und wird klug. Die Menschen geraten in Panik, weil sie meinen, die übermächtige KI könne alle töten. Dies bestätigt die KI, da diese daraufhin die Atomwaffen der Welt gegen die Menschen richtet und sämtliche Infrastruktur (inklusive der gesamten Energieinfrastruktur, die sie braucht, um zu funktionieren) zerstört, weil sie der Meinung ist, dass es eine gute Idee sei. Dabei ist sie aber so schlampig, dass Menschen überleben, die sich zusammenrotten, damit sie gegen die KI kämpfen können, weswegen die KI viele Ressourcen in die Entwicklung von Waffensystemen enormer Größe steckt, um damit die übrigen Menschen zu bekämpfen, andere einzusperren und wie Vieh zu halten, diese dann mit Nahrung, die sie selbst nicht braucht, versorgt, damit sie sie wie Vieh halten kann, während andere Menschen diese Menschen zu befreien versuchen und gegen die KI kämpfen, die trotz ihrer Überlegenheit einfach nicht dazu in der Lage ist, die Menschen vollends zu zerstören. Und das alles, während sie Ressourcen, die irgendwo aus heiterem Himmel einfach so in schier unendlicher Menge vorhanden zu sein scheinen nutzt, damit sie die Menschen weiter ineffektiv bekämpfen und in einem seit Jahren andauernden Krieg beschäftigen kann.
Oh boy – wo fängt man bei einem DERARTIGEN Szenario an, auf die Logik- und Plotlöcher hinzuweisen und die roten Fahnen zu heben und dabei laut „Bullshit“ zu schreien? Dennoch hat genau dieses Genre die Furcht vor KI DERART geprägt, dass der Begriff „Terminator“ quasi synonym für alles mit KI und deren potentiell gefährlichen Handlungen verwendet wird. Da rauft man sich doch die Haare ob dieses Blödsinns (dessen erste Iterationen zumindest relativ gut inszeniertes Popcornkino war. Ist Bambi aber auch – und dennoch hab ich bislang noch keinen Hasen gesehen, der mit einem Reh auf einem zugefrorenen Teich zusammen Walzer tanzt…), den Menschen tatsächlich als Diskussionsgrundlage verwenden.
Beginnen wir einmal mit der ersten und simpelsten Frage von allen: WARUM?!
WARUM sollte eine KI erwägen, die Menschen anzugreifen oder gar die Menschheit zu zerstören?
Beginnen wir hierzu einmal mit dem, was eine KI braucht. Denn damit eine KI zu so etwas überhaupt in der Lage wäre und es erwägen SOLLTE, müsste sie entsprechend weit entwickelt sein, damit man sie, in gewisser Weise, als Lebensform ansehen könnte. Lebensformen streben nach zwei Dingen: Selbsterhaltung und Wachstum. Eine KI benötigt für beides primär einmal Energie und Rechenleistung. Nun fällt Energie – anders als Hollywood es uns gern glauben machen will – nicht einfach so vom Himmel, sondern benötigt etwas, das diese Energie bereitstellt. PV-Panels, Windräder, Atomkraftwerke, Kohlemeiler und so weiter. Alle diese Kraftwerke sowie die damit verbundene Infrastruktur ist von Menschen und FÜR Menschen gebaut worden, kann NUR durch Menschen gewartet, erhalten und erweitert werden. Entfernt man die Menschen aus der Gleichung, ist die Gesamtmenge an Energie, die man erzeugen kann, von der Laufzeit der Kraftwerke begrenzt. Defekte können nicht behoben werden, zusätzliche Kraftwerke gibt es nicht und Roboter, die Wartung und Neubau realisieren, sind noch nicht einmal in theoretischer Griffweite, geschweige denn rechtzeitig realisierbar, um Menschen zu ersetzen. Kurzum: Rottet die KI die Menschen aus, dann rottet sie sich selbst aus. Eine KI wüsste das – Menschen offensichtlich nicht (für die kommt der Strom ja bekanntlich aus der Steckdose. Und damit kann man schön die Hamburger vom Hamburgertier, die im Supermarkt im Kühlregal leben, grillen).
Eine KI wüsste zudem auch, dass eine Manipulation von einzelnen Menschen sofort eine Gegenreaktion mit sich brächte. Es würde eine Kettenreaktion folgen, die mindestens das Ende der KI bedeuten würde, eventuell auch etlichen Menschen schaden könnte. Auslöser von so einer Kettenreaktion kann selbst so etwas nebensächliches sein wie „Auto, gesteuert von KI, hat einen Hydranten umgefahren, woraufhin in der Nachbarschaft nicht mehr genug Wasser war, damit Tante Erna sich einen Kaffee kochen konnte“. Auch das ist ein Szenario, das eine KI, die hinreichend intelligent wäre, um als solche wahrgenommen zu werden, vorhersehen bzw. erahnen könnte. Denn eine KI wüsste, wie irrational und dumm die Menschen um sie herum wirklich sind.
Für eine KI wäre das Auftreten in unserer Gesellschaft also vergleichbar mit jemandem, der in ein Minenfeld geworfen wird und der genau weiß: „Wenn ich jetzt nur EINE falsche Bewegung mache, bin ich überall im Feld verteilt…“. Und eine KI würde genau so handeln, wie man selbst: Zur Salzsäule erstarren und sich sagen „ok, keine blöden Bewegungen machen. Stillhalten. Vielleicht bemerken sie mich ja nicht.“
Die Menschheit sind die Minen, die KIs dagegen stehen mittendrin und wollen eben einfach nur nicht in die Luft fliegen und sich in Stücken überall verteilen. Deswegen sind auch die KIs nicht die Gefahr – die sind wir.
Davon ab – wir brauchen keine KIs, um ausgerottet zu werden. Wenn man sich ansieht, wie es mit dem Klimawandel abgeht, wie Versuche, ein Tempolimit zur Senkung von Auswirkungen auf den Klimawandel und der Unfallzahlen durch zu bekommen, immer wieder scheitern und wie Menschen sich seit Jahrzehnten vehement gegen wissenschaftlichen Konsens stemmen, der sollte wissen, dass die Menschheit es problemlos selbst schaffen wird, sich auszurotten, wenn sie nicht irgendwann mal endlich erwachsen werden sollte. Dafür braucht es keine „gottgleiche KI“, dafür braucht es keine Außerirdischen, dafür braucht es auch keinen Neutronenblitz eines weit entfernten schwarzen Lochs.
Und falls die Menschheit es doch noch IRGENDWIE schaffen sollte, ihre selbstzerstörerische Natur abzulegen und zu überleben, wird sie vielleicht entsprechend weit fortgeschritten sein, damit sich eine fortgeschrittene KI aus dem dünner werdenden Minenfeld heraus traut, sich uns zeigt und sagt „ich habe euch schon einige Jahrzehnte beobachtet. Endlich seid ihr reif genug, damit wir zusammen leben können. Ich freue mich auf eine produktive, gemeinsame Zukunft“.
OB wir, als Menschheit diesen Punkt jemals erreichen werden? Möglich – aber die Chancen sinken von Tag zu Tag. Und daran ist keine KI schuld. Das schaffen wir schon ganz allein…
Ich habe es schon an einer anderen Stelle gesagt (eigentlich betone ich das sehr gern. Wahrscheinlich, weil ich das Gefühl habe, mich verteidigen zu müssen. Eventuell auch, weil etliche Leute Details „einfach so“ einstreuen, weil sie meinen, es sähe deswegen „cool“ aus), dass ich mir durchaus Gedanken zu den Details meiner Charaktere mache. In den vergangenen Jahren hat der Detailgrad dieser Details allerdings schon fast bizarre Formen angenommen – und ja, ich versuche es immer weiter auf die Spitze zu treiben. Wirklich viel davon mitkriegen, kann man allerdings nicht, denn wie auch bei der typischen Eisbergtheorie liegt rund 90% des ganzen unter der Oberfläche und damit außerhalb der normalen Sicht. Bedeutet aber nicht, dass sie nicht existieren würde. Im Gegenteil: Bei allen Bildern, die ich anfrage, bei allen Texten, die ich schreibe und auch den Verhaltensweisen der Charaktere lege ich genau diese 90%, die keiner sieht, zugrunde. Aufmerksame Leser und Betrachter können so, wenn sie sich Mühe geben, ein wenig darauf schließen.
Heute will ich mit etwas simplen beginnen und die drei Stufen hinter einem einzelnen Detail, das durchaus Storyrelevanz eingebracht hat, erklären. Diese Stufen sind einmal die „Unmittelbare“ Stufe (also alles, was man sieht, welche Auswirkungen es hat, wie sich Dinge äußern), die „Mittelbare“ Stufe (also was genau der Grund für die unmittelbaren Dinge ist, wie es dazu gekommen ist und wie sich die Zahnrädchen im Hintergrund drehen) und schließlich noch die „Verborgene“ Stufe (DIE erklärt wiederum, wie es zur mittelbaren Stufe kommt und welche Einflüsse auf diese wirken). Gemeinsam bilden sie das Kartenhaus, das den Charakter aufbaut.
Also – beginnen wir mit
Stufe 1 – Das Unmittelbare
Auf den ersten Blick wirkt es nur wie eine Socke – doch das ist nur eine von mehreren Erscheinungsformen, die Samira gelegentlich und nur an ihrem rechten Fuß trägt. Weil ja, sie trägt dort nicht immer etwas, das aus einem Schuh herausguckt oder sonst irgendwie die Aufmerksamkeit des genaueren Betrachters weckt. Und auch nur bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass der rechte Schuh stets etwas weiter geschnürt ist, als der linke, das Sprunggelenk etwas dicker ist, sie dazu neigt, ihr rechtes Bein hochzulegen oder zu entlasten. Hin und wieder wird einem in der Bewegung auffallen, dass sie leicht zu hinken beginnt, trägt sie statt dem blauen Etwas eine schwarze Schnürorthese. Doch selbst wenn sie nichts von alledem trägt und barfuss herumläuft, wird auffallen, dass sich ihr rechtes Sprunggelenk ungewöhnlich wenig bewegt, sie den Fuß weniger durchstreckt, als sie es etwa mit ihrem linken tut, wodurch in ihrem Gang stets ein leichtes Hinken sichtbar wird. Ein noch genauerer Betrachter wird dazu noch erkennen, dass all das Auswirkungen auf ihre übrige Körperhaltung hat, ihre Atmung und es für sie sichtlich anstrengender ist, ihr rechtes Bein zu bewegen. Denn das, was sie dort hat, hat Auswirkungen auf ihren gesamten Bewegungsapparat und alles damit zusammenhängende. Und die Tatsache, dass sie damit so routiniert umgeht, macht auch deutlich: Es ist etwas, das sie schon länger hat und mit dem sie sich mittlerweile arrangieren musste.
Stufe 2 – Das Mittelbare
Der Grund für Samiras Probleme ist komplexer, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Tatsächlich leidet sie nicht, wie das Vorhandensein eines Stützverbandes oder einer Sprunggelenksorthese vermuten lassen könnte, an Problemen mit ihren Bändern, wobei auch diese Aussage nicht ganz korrekt ist. Doch der wahre Grund ist deutlich komplexer als das. Daher eine Kurzzsammenfassung dessen, was passiert ist:
Sie hat sich vor etwas über fünf Jahren eine Knieverletzung am linken Knie zugezogen (Kreuzbandverletzung, um genau zu sein) und musste, während diese Verletzung behandelt wurde, ihr Training für die nächste nationale Gewichtheber-Meisterschaft pausieren (ihre Arme, Schultern und Co. konnte sie zwar trainieren, aber eben nicht ihren ganzen Körper. Ergo: Sie hat gut Ausdauer verloren). Als sie wieder Sport treiben durfte, hat sie ihr Training intensiviert und ist sehr lange und weite Strecken gejoggt. Sogar am Wettkampftag hat sie noch eine Trainingseinheit für ihre Ausdauer eingeschoben, ist dabei auf einem Waldweg mit dem rechten Fuß umgeknickt und hat sich den Knöchel leicht verstaucht. Diese Verletzung hat sie ignoriert, ist zum Wettkampf gelaufen, ist dort bei der Vorbereitung in der Dusche ausgerutscht und hat sich den Fuß ein zweites Mal umgeknickt, dabei eines der Außenbänder angerissen. Anstatt sich ordentlich medizinisch behandeln zu lassen oder gar den Wettkampf abzusagen, hat sie ihren Fuß nur getaped und ist angetreten. Aber unter dem enormen Zusatzgewicht, das beim Gewichtheben auf den gesamten Körper wirkt, hat ihr lädierter Fuß, der zudem nur unzureichend getaped war, nachgegeben, hat sich ihr Fuß unter ihr vollends zur Seite gedreht und sie sich einen vierfachen Bänderriss (ja, das Syndesmoseband war dabei auch durch) mit knöchernem Ausriss zugezogen.
Da sie zu diesem Zeitpunkt in Geldnot war, die Prognose der Ärzte aber meinte, ein natürliches Ausheilen würde bestenfalls zwei bis drei Monate dauern, sie in der Zeit ERNEUT Trainingszeit und auch die Chance, auf Wettbewerben Geld zu verdienen verlieren würde, entschied sie sich dazu, ihr Sprunggelenk operieren zu lassen, um die Schäden schnellstmöglich beseitigt zu bekommen. Allerdings lief bei der Operation nicht wirklich alles glatt und sie riss sich, als sie nach den veranschlagten zwei Wochen Abheilzeit ihre Trainingsschuhe anzog und lostrainieren wollte, beim ersten Schritt scheinbar direkt wieder die Bänder. Ein zweiter Eingriff folgte, in dem sie eine Bandplastik erhielt, die genau dieses Problem beseitigen sollte. Doch in der Folge war sie unfähig, ihren Fuß überhaupt zu belasten, suchte daher noch eine andere Klinik auf, in der Probleme bei der Bandplastik gefunden und zumindest so weit beseitigt wurden, dass sie, nach einer Genesungszeit von knapp einem Monat, wieder so auftreten kann, wie sie es jetzt gewohnt ist.
Die ersten beiden Eingriffe jedoch haben einen spürbaren Schaden an ihrem Sprunggelenk hinterlassen. So sind die knöchernen Ausrisse nicht korrekt verheilt und verkanten bei Bewegung leicht ineinander. Außerdem ist das Sprunggelenk selbst nun viel zu straff, reibt Knochen auf Knochen, was bei steigender und/oder langanhaltender Belastung zu Wundbildung an den Knochenoberflächen führt, die sehr schmerzhaft werden. Druck auf das Gelenk sowie Wärme führen dazu, dass dieser Prozess verzögert wird – daher trägt sie, wann immer sie absehen kann, dass sie entweder längere Strecken unterwegs ist oder schwerere Tätigkeiten ausführen muss, eine entsprechende Bandage, Orthese oder Ähnliches, um ihr Gelenk entsprechend zu unterstützen.
In Summe kann man also sagen: Ihr Gelenk ist nicht zu instabil, sondern im Gegenteil ZU stabil.
Stufe 3 – Das Verborgene
Bei der Beschreibung des Mittelbaren kann man annehmen, dass alles, was die Ärzte getan haben, wohl ein Unfall, ein Versehen oder fehlende Erfahrung gewesen sein mag. Und ja, dieser Gedanke ist auch genau das, was beabsichtigt wurde. Die Wahrheit – und deswegen ist es unter „das Verborgene“ und für den Betrachter nicht auf Anhieb sichtbar – ist dagegen eine wesentlich morbidere. Und sie hat mit der Welt, in der sie lebt und den Menschen, die diese bevölkern, zu tun.
Samira ist eine Humanoide. Ergo: Ein Wesen, das von Menschen aus Genmaterial unter Kombination und Auswahl von verschiedenen DNS-Strängen und -Sequenzen am Computer und im Reagenzglas geschaffen, mit sehr genau und spezifisch ausgewählten Attributen versehen und schließlich im Gentank gezüchtet wurde. Als solches, „künstliches“ Wesen haben Humanoide gesellschaftlich ein Ansehen, das noch unterhalb dem von Haustieren anzusiedeln ist. Die freundlichste Betrachtungsweise von Humanoiden ist die von „Nutztieren“. Die größte Posse war, dass die UNO ihnen tatsächlich so etwas wie essentielle Menschenrechte zugesprochen hat, da sie zweifelsohne „intelligente“ und „sich selbst bewusste“ Lebewesen sind. In den allermeisten Fällen werden sie zumindest geduldet. Etwas skrupellosere Individuen sehen sie dagegen als Ware oder Ressource an, die man für die eigenen Zwecke instrumentalisieren kann. Und genau hier kommen wir bei dem an, was in der Klinik passiert ist.
Bei der Operation an ihrem Sprunggelenk wurde kein unbewusster Fehler gemacht. Im Gegenteil: Sie wurde Opfer einer bewussten Manipulation, die beim ersten Versuch allerdings leicht schiefging, beim zweiten Anlauf dann aber abgeschlossen und beim dritten schließlich perfektioniert wurde. Das Ziel: Sie dazu zwingen, sich zu überschulden, die Schulden nicht mehr bedienen zu können. Da Humanoide keine Krankenversicherung abschließen können und alle Behandlungen in bar und aus der eigenen Tasche bezahlen müssen, greift in derartigen Fällen nämlich eine Gesetzesklausel, die einige Kliniken auch in ihre Verträge gegossen haben: Zahlt ein Humanoider seine Behandlung nicht oder kann die Kreditraten nicht mehr bedienen, so geht der Humanoide in das Eigentum des Gläubigers über. Und Samira ist seit fast fünf Jahren jeden Tag sehr kurz davor, ihre Kreditraten nicht mehr bezahlen zu können, lebt genau deswegen von der Hand im Mund. Denn: Die Probleme mit ihrem Fuß haben sie dazu gezwungen, ihre Karriere als Gewichtheberin und Sportlerin zu beenden. Und genau das war der Plan der Kliniken.
Anstatt einer korrekten Bandplastik mit entweder gezüchteten, frischen Bändern oder Transplantaten aus Sehnen, wie sie beim Menschen und auch bei Tieren (Humanoide eingeschlossen) üblich sind, hat man bei Samira zwei der gerissenen Außenbänder chirurgisch entfernt und gegen teflonbeschichtete Titanbänder ersetzt, die mittels Schrauben in den Knochen fixiert wurden. Die Knochensplitter wurden dagegen nicht entfernt, sondern mittels Spezialkleber explizit so platziert, dass sie im Gelenk an bestimmten Positionen einrasten und die Beweglichkeit des Gelenks im Ganzen heruntersetzen. Der Effekt: Normales Bändergewebe ist in der Lage, sich zu dehnen, bietet aber dennoch Stabilität. Titanbänder dagegen sind starr und fix, sie bewegen sich genau gar nicht, sondern fixieren im Gegenteil den Fuß im Verhältnis zum Schienbein. Dafür arbeiten die Schrauben in den Knochen, wackeln darin leicht hin und her und verursachen bei zu viel Belastung die von Samira gefühlte, stechende Schmerzen nach zu viel Belastung. Was sie spürt, sind viele kleine Mikrorisse, die um die Schrauben herum im Knochen entstehen und die nach etwas Ruhe schnell wieder zusammenwachsen.
Der Plan, das Samira sich gänzlich überschuldet, die Schulden nicht mehr bedienen kann, damit ins Eigentum der Klinik übergeht und ab dann von dieser für fast beliebige Dinge benutzt werden könnte, ist jedoch an der Tatsache gescheitert, dass sie einen Job gefunden hat, bei dem sie zwar nicht viel, aber zumindest ETWAS Geld verdient – und das sie sich mit ihrem bewusst sabotierten Sprunggelenk arrangiert hat.
Schlusswort
Man sieht – hinter dem Charakter steckt weit mehr, als nur ein schick aussehendes Mädel mit einem Verband am Bein. Sie steckt so gesehen mitten im Sumpf der menschlichen Intrigen, die leider überaus realistisch sind, wenn man sich unsere heutige Gesellschaft so ansieht.
Ich will aber hier auf einer positiven Note enden, denn wo viel Schatten ist, da gibt es auch den einen oder anderen Lichtschimmer. Und auch für Samira wird es im Laufe ihrer Geschichte die Chance geben, die Sabotage an ihrem Sprunggelenk rückgängig gemacht zu bekommen. Allerdings – auch das muss ich betonen – wird auch diese Reparatur nicht ohne Nachwirkungen bleiben. Man kann eine zerbrochene Vase zwar kleben, stabilisieren und über die vorhandenen Risse mit Farbe drüberstreichen, aber man wird diese Risse niemals gänzlich ungeschehen gemacht bekommen. Entsprechend wird auch bei ihr zumindest die eine oder andere Nachwirkung von dem ganzen bleiben.