Mit lautem Scheppern flog ein bis zur Nasenspitze in Kettenrüstung gekleideter Orc aus der Taverne von Orgrimmar. Zwei Tauren standen im Eingang und starrten ihn aus strengen, autoritären Augen an.
„Fang hier drin noch eine Prügelei an und du kannst ein Lied von der Erdenmutter singen…drei Oktaven höher, als du gewohnt bist!“ brummte ein anderer Orc hinter seinen Rausschmeißern.
„Was ist denn hier los, Mann. Sieht ja aus wie ne richtig glückliche Party. Aber viel zu früh.“ kicherte Teborasque, den gestürzten Orc mit einem breiten Grinsen, wie es nur Trolle auflegen konnten, anstarrend.
Der schwer gerüstete Orc starrte den bläulichen Neuankömmling an, der sich lediglich in einige Stücke Lederkleidung mit einigen Metallverzierungen gekleidet hatte. Über der Schulter erkannte er den charakteristischen Bogen eines Jägers.
„Nichts von Belang. Einer dieser stinkenden Untoten wollte seine Wettschulden nicht begleichen.“ brummte der Orc und wischte sich mit einer Hand über sein Maul, als dem etwas Blut tropfte. Pikanterweise wischte er sich nicht direkt mit seiner Hand über den Mund, sondern mit einer Hand, die er in dieser hielt. Erst auf den zweiten Blick erkannte Tebo die eklige Wahrheit: Diese Hand musste dem Untoten gehört haben.
Angewidert verzog er kurz das Gesicht. Seit den Zombies nahe Sen’jin hatte er nicht mehr mit dieser Widerlichkeit die Konfrontation gesehen. Das einzige, was ihn beruhigte war die Tatsache, das es in diesem Fall kein untoter Troll war, dem nun ein Arm fehlte.
„Tja, jetzt ist der Kerl arm dran, der Zechepreller. Oder genauer gesagt: Nur noch ein Arm dran!“ grölte der Orc und lachte lauthals los. „Das sollte seine Schulden tilgen. Zumindest vorläufig.“
„Was hatte der Kerl denn gewettet?“ fragte Tebo, nun doch interessiert, an den nun einarmigen Untoten denkend. Der Kerl ließ ihn wirklich nicht mehr los….kein schöner Gedanke das ganze. Nein, wahrhaftig nicht.
„Pah! Dieser eingeweidelose Wurm wollte eine Katze fangen. Eine große, wilde Katze nahe dem Wegekreuz im Brachland. Meinte das Vieh wäre so eindrucksvoll, das sogar die ganzen anderen Katzen ringsum das Weite suchen würden! Wollte ne Goldmünze von mir, wenn er mir den Beweis brächte.“
Der Orc lachte kurz und kehlig. „Und dann meinte er, seine zerkratzte Robe und ein Büschel Haare würden mir reichen! Nix da hab ich gesagt und wollte meinerseits mein Gold. Doch er…aber na ja…das kannst du dir ja jetzt denken Jungchen, oder?“ knurrte der Orc und lachte dann wieder.
„Wie steht es mit dir? Willst du es mal versuchen? Ich mach dir ein Angebot: Zwei Münzen Gold, wenn du mir den Kopf dieser Katze bringen solltest.“
Teborasque dachte kurz nach. Das Brachland kannte er schon recht gut, war bereits einige Male dorthin gereist. Zwar nicht häufig, aber doch, er kannte die Wege und vielleicht auch die Gegend, wo sich eine solche Katze aufhalten konnte. Kurz darauf nickte er bedächtig.
„Sollte kein Problem sein, Mann. Ist doch nur ne Katze.“
Mit den Worten war Teborasque aus Orgrimmar aufgebrochen und in Richtung Brachland unterwegs. Still und leise verfluchte er sich dafür, dass er keine wohlhabenden Trolle in seiner Blutslinie hatte, ansonsten hätte er auf einem Raptor ins Brachland reiten können. Doch ihm fehlte auf diese Weise das knappe Gold, das gerade so für Nahrung, Rüstzeug, Werkzeug und Munition reichte. Ein Umstand, der ihn nicht unbedingt mit Freude erfüllte.
Mit zwei Fingern im Mund pfiff er einmal laut und blickte sich dann um. Eine kleine Staubwolke tauchte in einiger Entfernung auf, kam dann aber rasch näher und stoppte kurz vor ihm.
Pigedi, ein Kampfschwein, das seinen Namen wahrlich verdient hatte. Der Eber trug seine Stoßzähne wie Dolche neben seiner langen Schnauze. Unzählige Gegner hatte er damit schon aufgespießt, ihnen die Bäuche aufgeschlitzt oder sie mit den harten Hufen zerschmettert. Es war Tebos erster Begleiter, den er nun schon seit vielen Monden neben sich sah. Und obwohl der Intellekt des Tieres nicht viel mehr als Kämpfen und Fressen zu verstehen vermochte, war Pigedi doch ein willkommener Gefährte, quasi das animalische Spiegelbild von Tebo.
Selbiger kniete gerade im Dreck und untersuchte die Spuren.
Krallenabdrücke. Viele, doch keine wirklich bemerkenswert. Bis auf.
Er stockte, besah die Spur genauer.
Diese Krallenspur war etwas größer als die anderen. Zwar gleich breit, aber ungleich länger, schlanker und doch weniger stark eingedrückt.
Ein leicht gebautes Kraftpaket auf großen Tatzen. Das musste diese Riesenkatze sein, von der dieser Orc gesprochen hatte. Mit gebückter Haltung ging Tebo einige Schritte weiter, starrte kurz nach vorn, bückte sich dann wieder und folgte den Spuren.
Das Wegekreuz lag noch einige hundert Schritte im Süden, als er in Richtung eines der Berge abbog. Katzen lebten für gewöhnlich nur im Schatten der Hügel und ruhten sich dort aus. Doch diese hier schien anders, das meinte er deutlich zu erkennen. Auf einer Anhöhe stoppte Tebo dann komplett, griff in seine Tasche und holte ein Handfernrohr heraus, das er vor nur etwa einer Nacht selbst gebaut hatte. Es blitzte noch wie neu, obwohl sich bereits an einigen Stellen leichter Flugrost festgesetzt hatte.
Dort. Auf dieser kleinen Anhöhe stand die Katze, die er suchte. Die Pfoten passten perfekt zu den Markierungen, die Größe stimmte ebenfalls, auch wenn er etwas anderes als diese hagere Gestalt erwartet hatte. Noch im selben Moment, wie er diesen Gedanken zu Ende gebracht hatte, verfluchte sich Tebo dafür. Diese Katze war ebenso muskulös und sehnig, so drahtig und agil wie er als Troll. Ein ebenbürtiger Gegner.
Kurz prüfte er die Windrichtung. Gegenwind – gut, das würde der Katze nicht möglich machen, sie vorher zu wittern. Tebo gab Pigedi das Zeichen, langsam hinter ihm her zu schleichen. Gemeinsam krochen sie fast bis ganz unter den Vorsprung, auf dem die Katze saß. Dann gab er das Zeichen.
Wie von einer Mücke gestochen schoss Pigedi auf die Katze zu, mit den Stoßzähnen auf die Flanke zielend. Das Schwein wollte ein schnelles Ende, zielte dorthin, wo es das Herz der gefleckten Bestie vermutete. Die Katze indes, obwohl völlig überrumpelt, reagierte schlagartig, raffte sich auf und sprang in die Luft, über das Schwein hinweg und sah hinter sich, wo Pigedi gegen einen Stein krachte. Eigentlich wollte sie ein schnelles Ende machen, zuckte dann aber zusammen, als ein pfeifendes Geräusch seine Ohren erreichte und er sich duckte. Gerade noch im letzten Moment, denn gerade da sauste ein Pfeil über den Kopf der Katze, streifte leicht sein linkes Ohr und blieb dann im Sand stecken. Der schnelle Blick zeigte: Dieser Troll da hatte den Pfeil abgeschossen.
Mit wütendem Fauchen sprang die Katze dem Troll entgegen, bemerkte dann aber doch noch den Eber, der auf sie zu rauschte, nur um Haaresbreite mit den Hauern daneben schlug und sie verfehlte. Doch Pigedi war diesmal schlauer, drehte sich um und verpasste der Katze einen kräftigen Tritt gegen die Brust. Zwei Hufe bohrten sich in das Fell, ließen es darunter knirschen und raubten der Großkatze den Atem. Gleich

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